SEAS-Frühjahrstagung zum Thema "Systemarchitekturen":

Größere Änderung sind nicht abzusehen

22.05.1987

MONTPELLIER (CW) - Aspekte der 370-Architektur standen im Mittelpunkt der diesjährigen Frühjahrstagung der Share European Assocation (SEAS). Leitthema der Veranstaltung, zu der die Vereinigung von Benutzern mittlerer und großer IBM-Systeme nach Montpellier eingeladen hatte, war der Oberbegriff "Systemarchitekturen".

"Evolution statt Revolution" stand immer wieder im Vordergrund der Aussagen - nicht nur im PC-Bereich, sondern auch am anderen Ende der Skala, bei den Großrechnern. Wer in der Erwartung nach Montpellier gekommen war, etwas über revolutionäre Änderungen der 370-Architektur zu erfahren, wurde bereits im ersten Plenarvortrag eines besseren belehrt: Dick Case, IBM Thornwood/New York, definierte "Architektur" als "Attribute einer Maschine, wie sie der Programmierer sieht, und bildete dies ab auf ein "Input /Output-Prozessor"-Modell.

Einziges Ziel der Änderungen, so der IBMer weiter, könne das Anbieten besserer Lösungsmöglichkeiten für die Probleme des Anwenders sein. Case, der 1966 als Direktor der IBM System Development Division für die 370-Architektur verantwortlich war, betonte, daß IBM die Reaktion der Kunden auf die Einführung der 360-Architektur im Jahre 1964 nicht vergessen habe.

Der Erfahrungswert für Big Blue sei, daß es zu einer evolutionären Weiterentwicklung bei stabilen Kosten keine Alternative gebe. Dennoch, so fügte Case hinzu, sei IBM bereit, eine neue Architektur anzubieten, wenn es sich herausstellen sollte, daß die Anwender signifikant neue Architekturen bei anderen Herstellern kauften.

Übertriebene Erwartungen auf eine Ära der direkten Sprachkommunikation mit dem PC dämpfte Nick Dixon, Manager des IBM International System Centre in Boca Raton/ Florida. Wenn auch ermutigende Ansätze existierten, seien doch noch vielfältige Verfeinerungen und Weiterentwicklungen erforderlich, bis ein allgemein verwendbares Produkt dieser Art verfügbar sei. Als typisch für die nähere Zukunft bezeichnete der DV-Experte sich überlappende und einander ablösende Technologie-Generationen.

Um seine Investitionen zu sichern müsse jedes größere Unternehmen drei bis vier verschiedene Generationen von PCs gleichzeitig einsetzen und betreuen. Von essentieller Bedeutung sei daher die Kompatibilität der sich weiterentwickelnden Architekturen. Unter diesem Gesichtspunkt sei auch die Entwicklung des neuen Betriebssystems OS/2 vorangetrieben worden.