Schmiergeldskandal

Griechische Justiz räumt bei Siemens auf

22.05.2009
Die griechische Justiz hat im Siemens-Schmiergeldskandal einen Ex-Manager des Unternehmens verhaftet und gegen einen weiteren einen internationalen Haftbefehl erlassen.

Der Haftbefehl wurde am Mittwochabend für Michael Christoforakos ausgestellt. Von dem früheren Siemens-Landeschef in Griechenland hatte sich der Elektrokonzern getrennt. Christoforakos und weiteren 33 Personen, darunter auch ein ehemaliger deutscher Top-Manager des Konzerns, wird unter anderem Bestechung vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft von Athen ordnete zudem die Inhaftierung von Prodromos Mavridis an, der Mitarbeiter von Christoforakos war. Ein weiterer früherer Manager des Elektrokonzerns in Griechenland wurde freigelassen, nachdem er eine Kaution in Höhe von 700 000 Euro hinterlegte. Er darf das Land nicht verlassen.

Christoforakos sollte am Mittwoch vor dem Staatsanwalt in Athen erscheinen. Er ließ jedoch durch seinen Anwalt erklären, er halte sich derzeit in München auf, sei krank und könne nicht reisen. Daraufhin gab die griechische Justiz den Haftbefehl aus, wie das griechische Fernsehen berichtete. Die Athener Staatsanwaltschaft hatte bereits im Januar die Konten von insgesamt 34 Personen einfrieren lassen. Darunter sind auch Konten eines ehemaligen sozialistischen Politikers sowie mehrerer früherer Manager von Siemens in Griechenland sowie der griechischen Telefongesellschaft OTE.

Nach Schätzungen in der griechischen Presse könnten an griechische Politiker und Funktionäre Schmiergelder in einer Gesamthöhe von bis zu 100 Millionen Euro geflossen sein. Dabei soll es um Aufträge für die Digitalisierung des griechischen Telefonnetzes in den 90er Jahren, Kommunikationssysteme für das griechische Heer und um den Auftrag für das Überwachungssystem für die Olympischen Spiele 2004 gegangen sein.

Bei Siemens waren in den vergangenen Jahren mindestens 1,3 Milliarden Euro in dunklen Kanälen verschwunden. Ein Großteil des Geldes sollen im Ausland als Schmiergeld zur Erlangung von Aufträgen eingesetzt worden sein. (dpa/ajf)