Gretchen-Frage

26.03.1982

DV-Fachgazetten sind arm dran im Jahr des Klassikers aller Klassiker. Über "Goethe und den Computer" läßt sich beim besten Willen kein brauchbares Essay ausschwitzen. Der Gretchen-Seufzer "Meine Ruh' ist hin" obwohl such im Datenverarbeitungsmilieu ein Dauerbrenner, macht ja die Zeitungsspalten nicht voll.

Immerhin kann ein Faust-Zitat, an der richtigen Stelle an den richtigen Mann gebracht, Trauerwein als Kultur-Gourmand ausweisen. So einseitig auf Bits und Bytes fixiert, wie DV-Laien immer meinen, ist unsereiner nun auch wieder nicht.

Für halbgebildet gehalten zu werden, wäre freilich so schlimm nicht. Wesentlich hinderlicher für die tägliche Arbeit ist, daß die Endbenutzer offenbar keinen blassen Schimmer von der Aufgabenvielfalt eines DV-Leiterjobs haben. Da muß man sich eher mit dem Vorurteil herumzuschlagen, man wäre selbst ein Computer. Bloß, weil einem der Rechenknecht keine Angst einjagt.

Wissen die Anwender denn nicht, welch knifflige Fragen wir DV-Chefs uns täglich neu stellen müssen?

Da richten beispielsweise die Hersteller jetzt Beratungsstellen ein und hoffen auf Zulauf. S.T. verschmerzt es, nicht mehr im eigenen RZ hofiert zu werden. Aber welcher Kostenstelle sollen die Fahrtspesen angelastet werden, wenn Sebastian eine Taxireise tut? Und wer übernimmt das Risiko, wenn auf dem Weg zum Service-Point etwas passiert? Die Antwort weiß nicht einmal der VB!

MfG