Mülldeponie China

Greenpeace prangert illegale Verschiebung von Elektromüll an

16.06.2008
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
Aktivisten der Umweltschutzorganisation haben in Hongkong die chinesischen Behörden auf einen US-Frachter aufmerksam gemacht, der offenbar Elektromüll verschwinden lassen wollte.

Greenpeace zufolge sollten drei Container mit Elektromüll in China illegal entsorgt werden. Die giftige Fracht sei mit der "Yang Ming Success" von dem US-Hafen Oakland nach Fernost verschifft worden. Nach Angaben der Umweltschützer sollte der Müll weiter in die chinesische Provinz Guangdong verfrachtet werden. Im Hafen von Hongkong machten Aktivisten der Organisation auf die aus ihrer Sicht illegalen Praktiken aufmerksam. Sie enterten das Schiff und brachten auf den Containern Plakate mit dem Schriftzug "Giftmüll ist hier nicht willkommen" an.

Die chinesischen Behörden hätten auf die Aktion der Umweltschützer reagieren müssen und den Weitertransport der besagten Container gestoppt. Nach Angaben von Greenpeace-Mitarbeiter Lo Sze Ping habe das Environmental Protection Department in Hongkong bereits eine Untersuchung des Vorfalls angeordnet.

Greenpeace zufolge habe sich Hongkong zu einem Hauptumschlagsplatz für Elektromüll entwickelt. Das liege unter anderem an lückenhaften Gesetzen, die den Umgang mit Umweltgiften regelten, sowie der laxen Handhabung der Behörden, kritisieren die Umweltschützer. Beispielsweise gebe es zwar eindeutige Regeln, wie mit offenkundigem Problemmüll wie Batterien umzugehen sei. Nicht geregelt sei jedoch der Umgang mit Elektroplatinen. Firmen könnten daher ihre Fracht relativ einfach als Recycling-Material deklarieren, den Müll dann aber günstig im Land verschwinden lassen.

Greenpeace zufolge entstehen weltweit jährlich bis 50 Tonnen Elektromüll. Davon würde jedoch nur ein verschwindend geringer Teil umweltgerecht entsorgt. Der überwiegende Rest des teilweise hochgiftigen Mülls verschwinde in dunklen Kanälen - zum Großteil in afrikanischen und asiatischen Ländern. Selbst innerhalb der EU mit relativ strengen Umweltschutzrichtlinien liege die Recycling-Rate bei nur 25 Prozent. Darüber hinaus gebe es auch oft Probleme beim Recycling des Elektromülls. Gerade in vielen kleinen Betrieben in Asien und Afrika sei die Demontage der Geräte nach wie vor Handarbeit, bei der auf die Gesundheit der Arbeiter wenig Rücksicht genommen werde, beklagt Greenpeace. Die ausgemusterten Computer, Monitore oder Handys enthielten jedoch zahlreiche giftige Substanzen wie Blei und Quecksilber oder den Dioxin ausstoßenden Kunststoff PVC.

Allerdings versuchen mittlerweile einige der betroffenen Länder gegenzusteuern und erlassen eigene Richtlinien für den Umgang mit Elektromüll. Beispielsweise plant die kenianische Regierung, über 31 Millionen Dollar in die umweltgerechte Entsorgung von Problemabfällen zu investieren. Damit sollen Sammelstellen eingerichtet und die Arbeiter im richtigen Umgang mit dem Abfall geschult werden. Ob damit allerdings der profitablen Müllverklappung aus den Industrienationen in Länder der dritten Welt Einhalt geboten werden kann, ist eher zweifelhaft.