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Green IT: Ex-Minister Töpfer fordert mehr Engagement von deutschen Unternehmen

09.05.2007
Auf der Cisco-Hausmesse "Cisco Expo" appellierte der ehemalige Bundesminister und Exekutivdirektor der UN Klaus Töpfer eindringlich an die Unternehmen, ihrer "Corporate Social Responsibility" in Sachen CO2-Reduzierung nachzukommen.

In den Augen Töpfers, der früher für das Umweltprogramm der UN verantwortlich war, sollten Unternehmen vor dem Hintergrund der aktuellen Klimawandel-Diskussion nicht nur global handeln und wirtschaften, sondern "sich endlich auch ihrer Verantwortung als Global Citizen bewusst werden". Konkret forderte er sie dazu auf, etwa zu überlegen, wo sie mit Hilfe der IT ihre physische Mobilität verringern könnten.

Gerade in den urbanen Strukturen, die einen Großteil zum CO2-Ausstoß beitrügen, gelte es unnötige Bewegungen etwa durch Teleworking zu vermeiden. Ferner sollten die Firmen beginnen, selbst eigene energiesparende Produkte zu entwickeln und sich dabei hüten, "sich lediglich einen grün getünchten Anstrich zu geben. Dies wird langfristig nicht funktionieren, da das Thema Klimawandel mehr als eine kurzfristige Modeerscheinung ist."

Zudem, so Töpfer weiter, werde ökologisches Handeln für die Unternehmen bald zu einem ökonomischen Zwang, da weiter mit steigenden Energiepreisen zu rechnen sei. Dabei sollte in dem ganzen Transformationsprozess die IT nicht nur als Energieverbraucher im Rechenzentrum gesehen werden, sondern auch als ein Chance. Die moderne IT ermögliche nämlich auch Regelsysteme, um den Energieverbrauch und damit die Kosten zu senken. Gerade wer hier schnell handele, könne damit seine Wettbewerbskraft durchaus steigern.

Eher ernüchternd fiel Töpfers Fazit für die Bundesrepublik aus. So attestiert er zwar der deutschen Bevölkerung ein ausgeprägtes Umweltbewusstsein, vermisst dies jedoch in der Zusammenarbeit zwischen Bürger, Industrie und Staat: "Hier ist im europäischen Vergleich Großbritannien deutlich weiter." In Deutschland nähmen die Poltiker die einzelnen Bürger in Regress, ließen aber die Unternehmen außen vor.

Voller Lob war der Töpfer dagegen für den Veranstalter Cisco, der sich der Umweltherausforderung stelle. Die Netzwerker wollen etwa im Fiskaljahr 2007 ihre CO2-Emissionen um zehn Prozent reduzieren. Um dies zu realisieren, will die Company rund 33 Millionen Dollar in ihre IT-Infrastruktur investieren. Ein Teil des Geldes fließt dabei im Rahmen des Programmes "Carbon to Collaboration" in die selbstentwickelte Konferenzplattform "TelePresence". Mit Hilfe des Systems, das hochauflösende Videokonferenzen in HDTV-Qualität (Auflösung 1080p) ermöglicht, will Cisco die Reisetätigkeit seiner Mitarbeiter um 20 Prozent einschränken.

Neben den Umweltaspekten und der gewonnenen Lebensqualität soll sich dieser Schritt zudem für Cisco auch rechnen. Laut Michael Ganser, Vice President Cisco Europe und Geschäftsführer Deutschland, kalkuliert das Unternehmen mit Einspareffekten in Höhe von rund 155 Millionen Dollar. Allerdings liegt der Verkaufspreis für die große Konferenzplattform für sechs Teilnehmer bei für Normalanwender unerschwinglichen rund 300.000 Dollar. (hi)