Gratis-Wine statt teurem Windows

21.01.2002
Von 
Ludger Schmitz war freiberuflicher IT-Journalist in Kelheim. Er ist spezialisiert auf Open Source und neue Open-Initiativen.
MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Emulator "Wine", ein kostenloses Open-Source-Produkt, gaukelt Windows-Programmen vor, auf einem Microsoft-Betriebssystem statt auf Linux zu laufen. Allerdings weist Projektleiter Alexandre Julliard im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE auf Einschränkungen hin.

Wine ist das Open-Source-Projekt, das scheinbar die geringsten Fortschritte von allen gemacht hat. Es begann 1993 auf Anregung von Bob Amstadt, der ein Jahr darauf die Projektleitung an den Schweizer Alexandre Julliard übergab. 300 Entwickler haben mittlerweile an dem Versuch mitgearbeitet, einen Emulator zu schreiben, der Anwendungen für die Windows-Systeme 3x, 95, 98, NT und 2000 auf Linux zum Laufen bringt. 30 Personen bilden ein stabiles Kernteam. Über 650.000 Programmierzeilen sind geschrieben. Und doch lässt nach jetzt acht Jahren Arbeit Version 1.0 immer noch auf sich warten.

Wine emuliert eine Windows-Umgebung unter Linux. Viele Windows-Programme laufen in der Emulation problemlos, aber es können Probleme auftreten.

Unfertig - aber viel verwendet "Wir sind immer noch im Pre-Release-Stadium", erklärt Julliard, ohne ein Zeichen von Enttäuschung. "Wir werden vorerst nur Entwicklerversionen herausbringen" - erkennbar an ihrer Datumsnummerierung nach dem Schema JJJJ.MM.TT. Eine Version 1.0 soll erst dann erscheinen, "wenn wir garantieren können, dass man die wichtigsten Windows-Applikationen problemlos über Wine nutzen kann".

Obwohl Wine noch unfertig ist, gibt es zahlreiche Anwender. Über 90.000 User, so schätzt Julliard, dürften Wine ständig verwenden. Wie viele es wirklich sind, ist nicht genau zu ermitteln. Das Programm gehört zum Lieferumfang mehrerer Linux-Distribution. Und es funktioniert mit einer Menge Windows-Anwendungen.