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Gosling: Microsoft bedroht Java finanziell, nicht technisch

04.10.2002

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Aus Sicht von James Gosling, Erfinder von Sun Microsystems' Programmierumgebung Java, stellt Microsofts .Net weniger eine technische als vielmehr eine finanzielle Bedrohung dar. Im Gespräch mit "Computerwire" räumte Gosling ein, mit seinem IDE (Integrated Development Environment) "Visual Studio .Net" sei der Gates-Konzern ordentlich in den Markt vorgedrungen - mehr jedenfalls als mit den darin enthaltenen Sprachen.

Microsoft hatte zuletzt die erste wirklich große Implementierung einer .Net-Sprache gemeldet - die Central Banc of Costa Rica hat 1,3 Millionen Code ihres Payment- und Transaktionssystems von Visual Basic 6.0 nach Visual Basic .Net migriert. Sowohl VB .Net als auch C# mangele es aber aufgrund ihrer Speichermodelle an Sicherheit sowie den Cross-Platform-Features, die Java populär gemacht haben, meint Gosling. "C Sharp zu kritisieren ist nicht leicht, weil es ein so offensichtlicher Java-Clone ist", sagte der Sun-Vordenker. "Die wahre Bedrohung durch Microsoft ist, dass sie uns finanziell ausbooten können. Wir bei Sun sind nicht in der Position, wo wir Partner kaufen können."

Visual Studio .Net sei wegen seiner Tools und nicht wegen seiner Sprachen gefährlich für Java, so Gosling weiter: "Sie haben es den Leuten leicht gemacht, einfache Anwendungen zu erstellen und diese zusammenzusetzen." Java und Java-IDEs waren in der Vergangenheit oftmals ob ihrer Komplexität kritisiert worden. Bea adressiert das Problem bereits mit seinem "Weblogic Workshop", und auch Sun selbst arbeitet schon seit über zwei Jahren am Projekt "ACE", das automatisch für die jeweilige Hardware optimierten Code generieren soll. Gosling bezeichnete ACE als "auf der Schwelle zu einem Produkt". (tc)