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Googles serviert Analysten schwer Verdauliches

10.02.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Der Suchmaschinenbetreiber Google sieht trotz aller Lobesarien des vergangenen Jahres Verbesserungsbedarf: Das Unternehmen arbeite insbesondere hart daran, eine umfassendere Indizierung zu schaffen und die Relevanz der Suchergebnisse zu erhöhen, erklärte CEO Eric Schmidt auf der ersten Analystenkonferenz seit dem Börsengang im vergangenen August. Außerdem wolle Google seine internationale Präsenz sowie sein Werbenetz ausbauen und seine Dienste auf einer breiteren Palette von Endgeräten zur Verfügung stellen.

Gemessen an seiner Vision, alle weltweit verfügbaren Informationen zu ordnen und sie in einer nützlichen Form zur Verfügung zu stellen, sei Google weit vom Ziel entfernt, so Schmidt: "Jeden Mal, wenn wir nicht das gewünschte Resultat liefern, haben wir unseren Job nicht gut genug erfüllt." Um die Relevanz der Ergebnisse zu erhöhen, werde Google daher vermutlich noch im Laufe dieses Jahres damit beginnen, bei der Suche persönliche Informationen der Anwender mit einzubeziehen.

Der von den Analysten erwartete Ausblick auf die wirtschaftliche Entwicklung von Google fehlte auf der Veranstaltung gänzlich. Während sich Googles Küchenchef Charlie Ayers ausgiebig über die Menüzusammenstellung äußerte, moderierte Finanzchef George Reyes das Treffen lediglich, hielt sich aber ansonsten im Hintergrund. Auch Firmengründer Larry Page begnügte sich diesbezüglich mit dem Hinweis, dass es Googles Hauptaufgabe sei, Geld zu verdienen. Gleichzeitig räumte er jedoch ein, dass die Company nicht alle Produkte dazu ersonnen habe, Einnahmen zu erwirtschaften. Einige Innovationen und Produkte seien so wichtig für Google, dass man sie ohne Berücksichtigung künftiger Einnahmen oder Profite weiter verfolgen werde.

Firmenchef Schmidt versuchte die Wogen zu glätten, indem er sagte, dass die Company nicht so konzeptlos sei, wie vielfach unterstellt. Die geschäftliche Seite des Unternehmens werde ganz traditionell geführt und schließe eine Vertriebsmannschaft sowie einen disziplinierten Planungsprozess mit ein. Was die Verteilung der internen Ressourcen anbelange, halte sich Google an das von Firmengründer Sergey Brin, einem studierten Mathematiker, ausgearbeitete Schema, erläuterte Schmidt. Demnach versuche die Company, 70 Prozent des gesamten Aufwands für die Verbesserung der Such- und Werbeplattform abzustellen. 20 Prozent der Unternehmensressourcen entfielen auf verwandte Produkte wie "Gmail" oder "Froogle", während zehn Prozent des Budgets in Experimente wie den im Oktober 2004 übernommenen 3D-Kartenanbieter Keyhole flössen.

Gleichzeitig räumte der Firmenchef Schwierigkeiten bei der Rekrutierung geeigneter Mitarbeiter ein. Obwohl die Kalifornier seit Juni 2004 rund 700 Mitarbeiter eingestellt hätten, könnten sie den Bedarf an neuen Arbeitskräften wegen der hohen Anforderungen nur ungenügend decken.

Bei den Börsianern kamen diese Informationen und der Mangel an klaren Geschäftsprognosen nicht gut an: Der Kurs der Aktie rutschte am gestrigen Mittwoch im Tagesverlauf um über sieben Dollar auf 191,58 Dollar ab. (mb)