Google: Wo soll das enden?

05.10.2005
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Alexander Freimark wechselte 2009 von der Redaktion der Computerwoche in die Freiberuflichkeit. Er schreibt für Medien und Unternehmen, sein Auftragsschwerpunkt liegt im Corporate Publishing. Dabei stehen technologische Innovationen im Fokus, aber auch der Wandel von Organisationen, Märkten und Menschen.

Google ist die bedeutendste Suchmaschine, bietet eine rasch wachsende Palette an Applikationen und engagiert sich darüber hinaus im TK-Geschäft, wie nicht nur der Einstieg in den Voice-over-IP-Sektor mit Google Talk zeigt. Das Unternehmen beteiligt sich gleichzeitig an Current Communications, einem Anbieter, der Internet-Zugänge über das Stromnetz offeriert. Mitte September wurde außerdem "Google Secure Access" in einer Testregion angeboten: eine zum Download bereitstehende Client-Anwendung, die Einwohnern in bestimmten Gebieten von San Francisco den kostenlosen Zugang zu einem öffentlichen Wireless-LAN ermöglicht. Inzwischen wurde bekannt, dass die Company ein Funknetz über die gesamte Stadt ausbreitet. Wird Google ein Provider?

Auch an Satelliten soll Google angeblich interessiert sein - möglicherweise, um sein Programm Google Earth besser vorantreiben zu können. Hierfür sprach vergangene Woche auch eine weit reichende Forschungsallianz mit der US-Weltraumbehörde Nasa, deren Details nicht preisgegeben wurden. Alles andere hätte auch wirklich überrascht. Die Welt der Medien drehte sich trotzdem um Google und seine Geheimnisse.

Moderner Medienkonzern

Ein sicherer Punkt im strategischen Rätselraten lässt sich trotz des dichten Nebels erkennen: Google ist auf dem besten Weg, eines der einflussreichsten Medienunternehmen der Welt zu werden. Es verbindet die Nutzer mit den für sie interessanten Nachrichten, Analysen und Grundlagen. Web-Seiten wie Google News verwässern auf Dauer die Marken der etablierten Anbieter, weil die Redundanz der verfügbaren Informationen offen zutage tritt und dies traditionelle Bindungen lockern kann. Dies betrifft nicht nur das Textformat, sondern künftig auch Sprach- und Videonachrichten.

Profitieren können im Gegenzug Personen, denen Google als eine Art Verleger hilft, via Blogger.com ins globale Rampenlicht zu treten. Hier nivelliert die Suchmaschine die traditionellen Vorteile etablierter Vertriebsorganisationen im Medienbereich. Jeder Blogger kann in kürzester Zeit bekannt werden, und das auch noch interkontinental. Das Zukunftsinstitut von Matthias Horx bezeichnet einen Trend als "Medialution" - von den Massenmedien zur digitalen Individualisierung. "Mediale Communities übernehmen die Programmhoheit, Narrowcasting ersetzt Broadcasting", heißt es in einer aktuellen Studie des Zukunftsinstituts. Während Broadcasting auf Medienmarken setzt, leben die individuellen Angebote durch Suchmaschinen.