Siri, Google Now und Co.

Google versus Apple - Wettbewerb um Sprachanwendungen

31.05.2013
Von Tobias Wendehost

Apple bessert nach

Apple spürt den Konkurrenzdruck durch Google und hat Siri seit iOS 6 verbessert. Der Sprachassistent ist mittlerweile auch auf dem iPad verfügbar. Die Überarbeitung war dringend nötig, hatte sich Siri am Anfang doch im Vergleich zu Google mehrfach blamiert. So versteht Apples digitaler Assistent neben Schlüsselwörtern auch Umschreibungen. Fragt der Nutzer Siri, ob er sich heute sonnen kann, öffnet sich der Wetterbericht. Kommt das Kommando: "Ruf meine Freundin an", dann fragt Siri nach dem gewünschten Telefonbucheintrag.

Etwas verspielter reagiert Siri seit Kurzem auf lange Fragen und scheinbar sinnfreies Geplapper. Formuliert der Anwender eine lange Frage, dann kontert der Sprachassistent seit dem letzten Update beispielsweise mit "Lange Rede, kurzer Sinn". Danach fordert er den Nutzer zur erneuten Formulierung auf.

Kritik am Datenschutz

Wer Anwendungen per Sprachsteuerung beginnen möchte, findet bei Siri Gehör.
Wer Anwendungen per Sprachsteuerung beginnen möchte, findet bei Siri Gehör.

Die Sprachanwendung versteht anders als Googles Voice Search auch Umschreibungen und ähnliche Begriffe. Allerdings ist das Anlegen von Terminen verbesserungswürdig. Anwender sollten einen gewünschten Vermerk doppelt überprüfen. Leider lassen sich Fehler in Notizen nicht einfach korrigieren, da Siri ein entsprechender Befehl fehlt. Das gleiche Bild ergibt sich bei sozialen Netzwerken. So lassen sich zwar Nachrichten auf Facebook problemlos diktieren. Sucht der Nutzer aber eine bestimmte Meldung, dann ist er mit der Sprachsteuerung nicht gut bedient.

Auch Datenschützern ist Siri ein Dorn im Auge. Im April wurde bekannt, dass Apple alle Spracheingaben bis zu zwei Jahre auf seinen Servern speichert. Die Datensammlung begründet der Konzern damit, seine Sprachtechnik verbessern zu wollen. Dafür würden die Daten anonymisiert erfasst. Jede Spracheingabe werde mit einer zufälligen Nummer versehen, die nicht an die Apple-ID oder E-Mail-Adresse gekoppelt sei. Sechs Monate später würde die Nummer von der Aufzeichnung getrennt und diese für weitere 18 Monate gespeichert. Anwender werden allerdings nicht eindeutig auf dieses Vorgehen hingewiesen.

Vorlesen nicht möglich

Siri wie auch die Sprachanwendungen von Google haben ein Manko. Zwar funktioniert das Diktieren von Nachrichten gut, allerdings lassen sich zum Beispiel E-Mails nicht vorlesen. Beide Lösungen stellen ein umfangreiches Portfolio an Funktionen zur Verfügung, sind aber letztlich nur ein Werkzeug, um das lästige Tippen auf ein Minimum zu reduzieren.

In Zukunft wird es bei Apple wie bei Google darauf ankommen, die Sprachausgabe zu verbessern beziehungsweise zu erweitern. Zusätzlich sollte der situative Kontext, also Ort und Zeit, aber auch der Gesprächskontext bei der Weiterentwicklung eine größere Rolle spielen. Wie Google mit der Erweiterung von Google Now um die situative Erinnerungsfunktion zeigt, kommt es bei den Sprachanwendungen nicht mehr nur auf die technisch saubere Sprachverarbeitung an. In Zukunft müssen die Applikationen "intelligent" auf Anweisungen reagieren können, um keine genervten Reaktionen bei Anwendern auszulösen.

Google sammelt auch Daten

Schließlich spielt der Datenschutz eine wichtige Rolle. Wie beschrieben, speichert Apple die Spracheingaben für bis zu zwei Jahre. Ähnlich sieht es bei Google aus. Auf seiner FAQ-Website weist das Unternehmen Anwender darauf hin, dass alle Daten mit dem eigenen Konto verknüpft und gespeichert werden. An dieser Stelle geht Google sogar noch weiter als Apple.

Beide Anbieter begründen diesen Schritt mit dem Hinweis, dass nur so die Verbesserung der Sprachsteuerung zu gewährleisten sei. Dennoch ist die Praxis undurchsichtig, da der Nutzer bei der Installation sowie beim Kauf des Mobilgeräts nicht explizit darauf hingewiesen wird. Das Problem lässt sich leider nur umgehen, indem die Sprachassistenten deaktiviert werden.