Android-Ökosystem

Google stoppte Acer-Smartphone mit chinesischem Betriebssystem

17.09.2012
Der Hersteller Acer wollte ein Smartphone mit einem chinesischen Betriebssystem auf den Markt bringen und wurde von Google gestoppt. Der Internet-Konzern versucht, sein Android in China vor einem neuen Rivalen zu schützen.
Andy Rubin: "Nur Android-kompatible Geräte profitieren vom kompletten Android-Ökosystem."
Andy Rubin: "Nur Android-kompatible Geräte profitieren vom kompletten Android-Ökosystem."
Foto: Google

Google hat den Start eines Smartphones des Herstellers Acer mit einem rivalisierenden Betriebssystem für China verhindert. Der Internet-Konzern begründete dies damit, dass die eingesetzte Software "Aliyun" der chinesischen Handelsplattform Alibaba auf dem Betriebssystem Android basiere, aber nicht mit ihm kompatibel sei. Es war der erste bekanntgewordene Eingriff dieser Art von Google in die Geschäftspolitik seiner Android-Partner und der Streit sorgte für viel Aufsehen.

Denn Android ist von Google als offenes Betriebssystem ins Leben gerufen worden, das jeder benutzen und weiterentwickeln könne. Der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon zum Beispiel setzte auf einer abgespaltenen Android-Weiterentwicklung sein Tablet Kindle Fire auf. Der entscheidende Unterschied zwischen Amazon und Acer scheint allerdings zu sein, dass der Geräte-Hersteller aus Taiwan auch Smartphones mit "offiziellen" Android-Versionen anbietet, die mit dem Rest des "Ökosystems" kompatibel sind. Android wird von einer Open Handset Alliance entwickelt, in der Google die treibende Kraft ist.

Googles Android-Chef Andy Rubin räumte am Samstag ein, dass Alibaba keine Verpflichtung habe, sein Betriebssystem mit der Android-Welt kompatibel zu machen. Zugleich basiere Aliyun aus Sicht von Google ganz klar auf der Android-Plattform, weil es ihre Elemente nutze und von der harten Arbeit der Mitglieder profitiere. Danach definierte Rubin in seinem Eintrag bei Googles Online-Netzwerk Google+ die Grenze: "Wenn Sie von Android-Ökosystem profitieren wollen, treffen Sie die Entscheidung, kompatibel zu sein. Aber wenn Sie nicht kompatibel sein wollen, dann rechnen Sie nicht mit Hilfe von Mitgliedern der Open Handset Alliance, die alle daran arbeiten, ein einheitliches Android-Ökosystem zu unterstützen."

Alibaba-Manager John Spelich hatte Google scharf kritisiert. "Es ist eine Ironie, dass ein Unternehmen, das viel über Offenheit redet, für ein geschlossenes Ökosystem einsteht", schrieb er in einer E-Mail an das US-Blog "All Things D". Aliyun sei kein Android-Abzweigung, sondern basiere ebenfalls auf dem offenen Betriebssystem Linux.

Aliyun ist ein Cloud-basierendes Betriebssystem, das Alibaba unter anderem zum Anschluss an seine Handelsplattform anbieten will. Android ist weltweit die Nummer eins - das Google-Betriebssystem hält mehr als die Hälfte des Smartphone-Marktes. China ist aber ein Schlüsselland für die Zukunft: In diesem Jahr dürfte das Riesenreich die USA als weltgrößter Absatzmarkt für die Computer-Telefone überholen.

Acer wollte ursprünglich sein erstes Aliyun-Smartphone am Donnerstag vorstellen, der Termin wurde jedoch abgesagt. Wie durch Äußerungen von Alibaba bekanntwurde, geschah dies auf Druck von Google. (dpa/tc)