US-Innenministerium wählt Google Apps

Google luchst Microsoft einen Großauftrag ab

02.05.2012
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Joachim Hackmann ist Principal Consultant bei PAC – a teknowlogy Group company in München. Vorher war er viele Jahre lang als leitender Redakteur und Chefreporter bei der COMPUTERWOCHE tätig.
90.000 Mitarbeiter im US-Innenministerium arbeiten künftig mit Google Apps. Microsoft hat mit Office 365 das Nachsehen.
Foto: Google

Das U.S. Department of the Interior (DOI) hat sich für eine Migration auf die Cloud-basierenden Google Apps entschieden und damit Microsoft Office 365 eine Absage erteilt. Ziel der Behörde ist es, diverse E-Mail- und Collaborations-Systeme zu konsolidieren und durch Google-Lösungen zu ersetzen. Von den Umzugsplänen sind rund 90.000 Mitarbeiter des Innenministeriums betroffen.

Der Auftrag hat ein Volumen von 35 Millionen Dollar bei einer Laufzeit von sieben Jahren. Von der Konsolidierung verspricht sich die Behörde Einsparungen in Höhe von 500 Millionen Dollar bis zum Jahr 2020. Welche und wie viele E-Mail-Systeme derzeit im Einsatz sind, verriet das Innenministerium nicht. Im Rahmen des Abkommens wird Google auch die Productivity-Tools (Google Docs), Online-Kalendar, Chat-Funktionen und Web-Site-Design-Tools zur Verfügung stellen. Die Mitarbeiter können unterwegs über ihre mobilen Endgeräte auf sämtliche Dienste zugreifen.

Mit der Wahl legt das Innenministerium einen bemerkenswerten Schwenk hin. Eigentlich hatte sich das DOI bereits für Microsofts "Business Productivity Online Suite" (BPOS) entschieden, doch im Oktober 2010 funkte Google zusammen mit dem Partnerunternehmen Onix Networking dazwischen und klagte gegen die Entscheidung (siehe Google verklagt die USA - Microsoft bevorzugt?). Die Partner warfen dem Ministerium vor, Microsoft unberechtigt begünstigt zu haben, indem es Google Apps im Prozess zur Preisanfrage ignoriert habe (Request for Quotation; RFQ). Im vergangenen September ließ Google die Klage überraschend fallen.

Der Auftrag wurde nun dem Google-Partner Onix Networking zugesprochen. Das Unternehmen hat 60 Tage Zeit, zu eruieren, ob es die technischen und sicherheitsrelevanten Anforderungen erfüllen kann. Ab Dezember sollen die neuen Dienste eingeführt werden. "Wir sind enttäuscht über die Entscheidung und werden uns mit unseren Partnern und dem DOI zusammensetzen, um die Gründe zu verstehen", teilte Microsoft mit.

Die Auseinandersetzung markiert eine weitere Runde im Kampf zwischen Google und Microsoft. Für den Softwarekonzern ist das Geschäft mit Productivity-Tools immens wichtig, das Unternehmen erzielt einen Großteil seiner Einnahmen mit dem Verkauf von E-Mail- und Collaboration-Software wie Office, Exchange und SharePoint. Google dringt vehement in diesen Markt vor, um sich ein weiteres Standbein im IT-Markt zu verschaffen und die Abhängigkeit vom Werbegeschäft zu reduzieren. Einer aktuellen Umfrage zufolge beschäftigen knapp 70 Prozent von Googles Unternehmenskunden zehn Mitarbeiter und weniger. Doch in den vergangenen Monaten war es Google zunehmen gelungen, auch große Unternehmen zu überzeugen. Prominente Beispiele sind Capgemini Customer Care & Intelligence, das Biotec-Unternehmen Genentech und Delta Hotels.