Google: Der fleißige Spider

05.01.2007
Von Jürgen Liebherr

Google in der Zukunft

In punkto Aussagen über die Zukunft gibt sich Google genauso so verschlossen wie Apple. In Mountain View spart man mit vollmundigen Ankündigungen, platziert lieber gleich die berühmten Beta-Versionen im Netz. Doch natürlich köchelt auch bei Google die Gerüchteküche. Angeblich will der Suchmaschinenanbieter gemeinsam mit dem Mobilfunkanbieter Orange ein Handy mit Google-Software und Location Based Services (Empfehlungen für nahe gelegene Restaurants, Kinos etc.) auf den Markt bringen. In einer Meldung des Observer heißt es sogar, eine Delegation des Mobilfunkanbieters habe im Google-Hauptquartier entsprechende Verhandlungen geführt. Das für 2008 erwartete Handy könnte vom taiwanesischen Hersteller HTC gebaut werden. Kommentar eines Google-Sprechers: "Wir kommentieren keine Marktspekulationen oder Gerüchte, aber wir haben unseren Fokus auf dem Mobilsektor." Insider hatten schon lange die Ausrichtung in Sachen Handy prophezeit; Anzeichen dafür gab es immer wieder. Zuletzt im Herbst 2006 mit der Veröffentlichung einer Java-Anwendung für den mobilen Zugriff auf Google-Mail-Accounts. Die "Mobile App" läuft auf (zunächst nur) diversen amerikanischen Java-fähigen Handys.

Eine ganz andere kommerzielle (Aus-) Richtung zeigt eine im Dezember publizierte Meldung. Google steigt jetzt anscheinend auch in das Geschäft mit der Registrierung von Internet-Domains ein. In Zusammenarbeit mit GoDaddy.com und eNom sollen Nutzer künftig Domainnamen der Endungen .com, .net, .biz und .info beim Suchmaschinengiganten registrieren können. Google will für diesen Service jährlich zehn US-Dollar verlangen.

Fazit: Google webt sein Spinnennetz unablässig. Es gibt wohl bald kaum mehr einen Bereich des Internets, ja überspitzt gesagt sogar der modernen Medienwelt, den der Suchmaschinenspezialist noch nicht mit seinen Fäden übergezogen hat. Sollte Google die daraus resultierenden Information und Daten verknüpfen, auswerten oder gar unrechtmäßig nutzen, so bekämen die zahlreichen Datenschützern und Kritiker von Google recht. Und aus der braven kleinen Such-Spinne könnte eine mutierende Riesen-Daten-Tarantel werden. Tatsache ist: Weder in der Medien- noch Internet-Landschaft sollte es zu einer Monopolisierung kommen. Fragt sich bloß, was man dagegen tun soll? Google meiden, neue Gesetze entwerfen - oder lieber darauf hoffen, dass der Spider Google seinem Motto "Don't be evil" wirklich treu bleibt, und letztendlich niemanden auffrisst?