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Patrick Pichette

Google-CFO verspricht Gewinn - für YouTube

26.08.2009
Von pte pte
"In nicht allzu ferner Zukunft sehen wir ein profitables und gutes Geschäft. Wir sind mit der Entwicklungskurve wirklich zufrieden."

Diese Aussage vom CFO von Google, Patrick Pichette, sorgt derzeit für viele verblüffte Gesichter in der Branche. Pichettes Prophezeiung bezieht sich nämlich auf das Videoportal YouTube, das Google 2006 für geschätzte 1,65 Milliarden Dollar erworben hat und bislang nicht in ein gewinnträchtiges Tochterunternehmen umwandeln konnte. Einige Anzeichen sprechen jedoch dafür, dass sich der teure Kauf für Google nun endlich bezahlt machen könnte.

YouTube versucht seit geraumer Zeit so viele Einnahmequellen wie möglich zu erschließen. Große Banner-Anzeigen, von Filmstudios gesponserte Trailer, Text-Anzeigen bei Suchabfragen und in den Videoclips selbst sowie gesponserte Video-Contests lassen die Anzeigeneinnahmen sprudeln. Vor nicht allzu langer Zeit waren solche eher aufdringlich wirkenden Marketing-Methoden auf dem Videoportal noch verpönt. Der raue Wind, der Google aus Investorenkreisen entgegenbläst, hatte offensichtlich mehr Wirkungskraft als die Furcht vor rebellierenden Nutzern. "YouTube versucht zurzeit, ein Volumen zu schaffen und so viele Anzeigenquellen wie möglich anzuzapfen. Durch die kürzlich bekannt gegebenen Kooperationen mit der Filmbranche könnte durchaus einiges an Erlösen lukriert werden", analysiert RZB-Analyst Leopold Salcher im Gespräch mit pressetext.

Salcher wertet die eingangs erwähnte Aussage Pichettes als sehr optimistisch: "Angesichts des kriselnden Werbemarkts gehe ich nicht davon aus, dass Google mit YouTube bald den Breakeven erreichen wird. Die Werbekunden sind viel kritischer geworden und werden sich auch der mäßigen Werbeeffizienz im Internet zunehmend bewusst." Überraschend kommt die Aussage des Google-CFO auch im Hinblick auf ziemlich düstere Prognosen, die in der Analystenbranche über YouTube kursieren. Im vergangenen April prognostizierte die Credit Suisse für das Videoportal einen Jahresverlust von rund 470 Millionen Dollar. Der Jahresumsatz von YouTube soll 2009 nur etwa 240,9 Millionen Dollar betragen. "Über YouTube liegt de facto kein Zahlenmaterial vor. Daher fällt es schwer, eine Einschätzung abzugeben. Aber es deutet vieles darauf hin, dass Google zunehmend die Kosten davonlaufen", ergänzt Salcher.

In Bezug auf die zukünftige Entwicklung des Videoportals schätzt der RZB-Experte daher, dass Google bei seiner teuer erstandenen Tochter wohl bald zu Rationalisierungsmaßnahmen greifen wird. "Es werden wohl einige Mitarbeiter des Videoportals den Konzern verlassen müssen. Ich denke aber nicht, dass Google YouTube wieder verkaufen wird, wohl auch aus Mangel an Interessenten", so Salcher. Die Auffassung, wonach der Internetkonzern unter besonderem Druck seiner Investoren stehe, teilt der Analyst jedoch nicht: "Die letzten Quartalszahlen von Google sind zwar nicht sensationell, aber eigentlich sehr gut ausgefallen."

Seitens YouTube zeigt man sich mit den finanziellen Fortschritten und auch der erhöhten durchschnittlichen Nutzungszeit der Seite jedenfalls zufrieden. Hunter Walk, Direktor im Produktmanagement des Portals sagte im "San Francisco Chronicle": "Es spricht eigentlich alles dafür, dass es bei YouTube nach oben geht." (pte)