IT in der Medienbranche/Kommentar

Goethe für die Klick-Generation

08.10.1999

Informationstechnik und Medienwirtschaft, fast wurden diese Worte Synonyme. In beiden Fällen geht es darum, Informationen, Botschaften, Geschichten, manchmal sogar Geschichte, zu erfassen, zu moderieren, zu modifizieren - auf jeden Fall aber sie zielgruppengerecht von einer Informationsquelle zu einer Informationssenke zu transportieren.

Und mit beidem wird sehr viel Geld verdient; der Bedarf der Zielgruppen und -grüppchen scheint unendlich. Dem mahnenden "Weniger wäre mehr" haben Internet und Browser-Technologie längst recht gegeben. Was aber keineswegs das Aus des Massenkonsums von Informationsprodukten via Television bedeutet. Beide Medien wachsen: das Fernsehen mit Bundesligaspielen, das Internet mit jederzeit abrufbaren Auf- und Absteigertabellen - beispielsweise. Die vermeintlich konkurrierenden Medien ergänzen sich aufs schönste.

Hatte nicht auch der Zeitungsmarkt vor Jahrzehnten schon um seine Zukunft gebangt, als der Fernseher Einzug hielt in die Wohnstuben? Und wie oft schon tönte der schaurige Abgesang auf das Buch vom Rednerpult - bei, man staune, ständig steigender Titelflut. Rekorde über Rekorde! Nie war die Funkausstellung so schlagzeilenmachend, die Buchmesse so breit in Fernsehen, Printmedien und Internet kommentiert.

Die Medienrevolution frißt ihre Kinder nicht! Ja, sie fördert sogar ihre Eltern. Die Digitalisierung macht die Bibel zu einem leicht konsumierbaren, unterhaltenden Produkt, Goethes Werke für die Klick-Generation aktuell.

Ganz und gar veraltet ist nur der Spruch: The Medium is the Message.

Nicht einmal umgekehrt stimmt er noch. Die Botschaften entstehen medienneutral und finden ihren Weg - dank Informationstechnik - in jedes Medium, denn auf die Botschaft kommt es an.