Godesys baut SOA auf Open-Source-Basis

14.02.2007
Der Mainzer ERP-Anbieter hat mit dem "Open Business Framwork" einen auf offenen Standards basierenden Software-Stack zusammengestellt, der künftig eine Service-orientierte Grundlage für die eigenen Lösungen und die Anbindung von Fremdprodukten bilden soll.

Godesys-Geschäftsführer Godelef Kühl verspricht seinen Kunden, dass sie mit dem Open Business Framework eine herstellerunabhängige sowie auf freien Standards basierende Service-orientierte Architektur (SOA) aufbauen können. Der Open-Source-Software-Stack rund um Produkte von Eclipse, Apache, Tomcat, Hibernate, Jboss und Liferay soll zum einen die künftige Systembasis für das eigene Enterprise-Resource-Planning-Portfolio (ERP) bilden und zum anderen eine Grundlage bieten, um selbst Lösungen zu entwickeln sowie verschiedene betriebswirtschaftlichen Softwareprodukte zu integrieren.

"Die Vision zu dem jetzt vorgestellten Konzept reifte in dem gleichen Maße, wie die proprietären Ansätze der etablierten Hersteller erkennbar wurden", erläuterte Kühl seinen Ansatz. Der Godesys-Chef wirft Anbietern wie SAP und Microsoft vor, die SOA-Idee mit proprietären Bestandteilen zu korrumpieren (siehe auch: Software-Lego gehört die Zukunft). Bei SAP funktioniere nichts ohne Netweaver und Microsofts gesamte Strategie kreise um .NET. Mit diesen Komponenten würden die Softwarekonzerne "proprietäre Standards" und Abhängigkeiten schaffen mit dem Ziel, die eigene Pfründe und Marktanteile zu sichern. Godesys werde sich nicht anmaßen, selbst Standards setzen zu wollen, könne aber darauf achten, dass echte Standards eingehalten werden (siehe auch: Ein Plädoyer für Open-Source-SOA).

Anwender müssten keinen Bruch in der Entwicklungslinie der Godesys-Software fürchten, versucht Kühl seiner Klientel mögliche Ängste vor der neuen Technik zu nehmen. Die bislang getätigten Investitionen seien geschützt. Die neue Technik lasse sich parallel zur bestehenden Client-Server-Architektur betreiben und auch mit dieser kombinieren. Kunden könnten so ihre "SO: Business Software" weiter einsetzen und je nach Bedarf mit neuen Modulen und Services ausbauen. Das funktioniere mit den eigenen Godesys-Produkten und mit Lösungen von Fremdanbietern.

Das erste auf dem Open Business Framework aufsetzende Produkt soll ein "Enterprise Portal" sein. Hier sollen sich alle Services mit ihren einzelnen Geschäftsprozessen in Form von "Portlets" darstellen lassen. Diese Portlets sammeln laut Godesys Inhalte aus unterschiedlichen Quellen und zeigen diese individuell für den jeweiligen Anwender in einer entsprechend grafisch aufbereiteten Bildschirmdarstellung an. Anwender würden damit eine neue Freiheit im Umgang mit Informationen gewinnen, wirbt Kühl für seine Technik. Daten könnten so entlang der Wertschöpfungsketten transportiert werden. Das funktioniere auch über Unternehmensgrenzen hinweg. Demnach ließen sich neben den eigenen Mitarbeitern auch Kunden, Lieferanten und Partner einbinden.

Sein Enterprise Portal will der ERP-Anbieter mit 80 Portlets an den Start bringen. Darunter Funktionen für Kunden- und Terminverwaltung, Projekt- und Content-Management sowie Foren und Chat-Rooms. Schritt für Schritt sollen weitere Funktionen einfließen. Diese Portlets sollen sich Out-of-the-Box einsetzen lassen und den Kunden kostenfrei zur Verfügung gestellt werden.

Mit der neuen Technik unterstützt Godesys künftig auch verschiedene Präsentationsmöglichkeiten. Neben dem klassischen Windows-Rich-Client bietet das Enterprise Portal ein Browser-basierendes Frontend auf Basis von Web-2.0-Technik (siehe auch: SAP bastelt an neuen Frontends). Darüber hinaus soll es auch möglich sein, J2EE- und .NET-Clients einzubinden. Anwender könnten außerdem mit den integrierten Entwicklungswerkzeugen ihre Lösung modifizieren sowie nach kunden- und branchenspezifischen Gesichtspunkten anpassen. Dabei ließen sich J2EE und .NET-Entwicklungen in die Architektur integrieren. Außerdem unterstützt der Softwarestack alle gängigen Standards wie Java Spezification Request (JSR), Extensible Markup Language (XML), Dynamic HTML (DHTML) und die Business Process Execution Language (BPEL). Da das System unabhängig von Datenbank und Betriebssystem arbeitet, lassen sich Godesys zufolge alle gängigen Hardware- und Softwareplattformen einsetzen.

Bestandskunden von Godesys erhalten die neue Technik im Rahmen von Updates und Upgrades. Aktuell läuft eine Pilotphase mit ausgewählten Anwendern, erläutert der Godesys-Chef den weiteren Zeitplan. Ab Herbst 2007 soll die neue Technik allen Interessierten offen stehen. (ba)