Glosse

18.06.1982

Phonetische Mehrheit von Manfred Hasenbeck

DV-Linguisten, die im Abkürzungsdchungel der deutschen DV-Landschaft stets Wort für Wort mit der Machete zustümmelten, haben einen Dämpfer bekommen. Dennoch wirkt Justitias DDC-Urteil selbst auf eingefleischte Kürzel-Antipoden leicht befremdend.

War es bisher gang und gäbe, nahezu jede Bezeichnung, jeden Firmennamen oder gar jede Abkürzung abzukürzen, um sie im Jargon schnellebiger Computeure "griffiger" zu machen, so müssen jetzt insbesondere die DV-Hersteller höllisch aufpassen: Vielleicht entdecken die "BeBeCe"-Juristen noch weitere "phonetische Gleichklangvarianten" in den Wortgefilden der Kommunikationsindustrie. Auswahl gibt's genug: BeCeTe (Böhmer Computer- und Textsysteme), DeECe (Digital Equipment), BeTeDe (Büro- und Datentechnik GmbH), DeFE (Elektronische Datensysteme GmbH), CeDeCe (Control Data Corp.) oder CeMCe (Computer Machinery Corp.). Kann aber auch sein, daß die Schweizer Brown-Bovery-Mannen die Armbrust noch etwas weiter spannen wollen.

Mit dem Urteil des Bundesgerichtshofs hätten sie sich den Freifahrtsschein für die Abkürzungslabyrinthe der deutschen Sprache jedenfalls schon erworben. Phonetische Angriffspunkte für das renommierte BBC-Schild bieten bereits so etablierte Kürzel wie DBP (Deutsche Bundespost), DED (Deutscher Entwicklungsdienst) oder etwa BAB (Bundesautobahn).

Doch bleiben wir bei Schusters Leisten. Auch in der Produktpalette der DV-Hersteller könnten die Schweizer Gleichklang-Rechercheure schnell fündig werden. Ein bekanntes Villinger Unternehmen soll bereits vor dem Karlsruher Urteil die "Phono-Problematik" erkannt und ihre ABC-Computer dementsprechend umbenannt haben. Mit gutem Grund: ABC stimmt schließlich in zwei Buchstaben mit dem Kürzel BBC überein - und das sind immerhin zwei Drittel der phonetischen Mehrheit.