Globalisierung verdrängt ältere Manager

27.09.2006
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Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.

CW: Dennoch kommen Sie in Ihrer Dissertation zu dem ernüchternden Schluss, dass sich die Beschäftigungschancen für ältere Manager in globalen Arbeitswelten weiter reduzieren, und Unternehmen wenig Anstrengungen zeigen, diesem Trend entgegenzuwirken.

TENCKHOFF: Ein Arbeitssystem, das den Wert der älteren Mitarbeiter, sprich insbesondere ihre sozialen und anderen Kompetenzen berücksichtigt, ist nicht quantifizierbar - zumindest nicht im Sinne einer Balanced Score Card, die sich auf ja Key Performance Indicators stützt. KPIs für Netzwerke, soziale Kompetenz oder gar Erfahrungswissen gibt es nicht. Noch lässt sich der betriebswirtschaftliche Wert älterer Mitarbeiter nicht nachweisen, da diese unter dem rein kostentechnischen Aspekt zudem immer teurer sein werden als ein junger Kollege. Auf der anderen Seite errechnet niemand den ökonomischen Schaden, der entsteht, wenn eine jüngere, sozial weniger gereifte Führungskraft ihre Mitarbeiter demotiviert oder aufgrund geringerer Berufs- und Lebenserfahrung eine Fehleinschätzung trifft.

Alt = teuer und weniger arbeitsfähig?

Diese Gleichsetzung würde Jürgen Tenckhoff nicht unterschreiben, schließlich ist der T-Systems-Manager selbst 50 Jahre und hat in den vergangenen Jahren den Spagat zwischen Forschung und Führungstätigkeit bewältigt. In seiner Dissertation "Alter(n) in globalen Unternehmen der Telekommunikationsbranche" weist der Diplomingenieur und promovierte Soziologe jedoch nach, dass vor allem westeuropäische Mobilfunkunternehmen diese Gleichung zur Grundlage ihrer Personalpolitik machen. Für seine Studie hat er ältere Manager und Geschäftsführer in zehn Beteiligungsgesellschaften der Deutschen Telekom in Asien, Ost- und Westeuropa interviewt. Ein Ergebnis: In Asien genießen ältere Manager eine höhere Akzeptanz als hierzulande.

Wer sich nicht nur über den Jugendlichkeitswahn der Unternehmen aufregen will, sondern seine tieferen Ursachen und Zusammenhänge erfahren möchte, findet in Tenckhoffs Buch Antworten. Er vermeidet eine einseitige Anklage der Unternehmen, sondern nimmt seine Zielgruppe - die älteren, von Ausgrenzung bedrohten Manager – mit in die Pflicht, sich den Veränderungen und damit dem Kampf um den eigenen Arbeitsplatz zu stellen. Obwohl es sich um eine soziologische Arbeit handelt, hat der Autor die Fachterminologie nur dosiert eingesetzt – zur Freude aller Leser ohne soziologischen Hintergrund. Sie finden in dem Buch interessante Einblicke in unterschiedliche Arbeitswelten und Erwartungen an Führungskräfte.

Jürgen T. Tenckhoff: "Alter(n) in globalen Unternehmen der Telekommunikationsbranche", LIT Verlag, Münster, ISBN 3-8258-9593-9