QAD Europe baut Service-Organisation um

Globalisierung ja - aber in der Fibu hakt's noch

20.10.2000
MÜNCHEN (CW) - QAD Europe stellte den deutschen Kunden auf der diesjährigen Anwenderkonferenz in Stuttgart eine neue Strategie für Service und Vertrieb vor. Wie nicht anders zu erwarten war, standen Globalisierung und E-Business auf dem Programm. Doch auch Defizite im Finanzmodul waren ein Thema für manche Anwender.

Vor etwa 40 Anwendern erläuterte Frank Hartwig, bisheriger Servicedirektor und jetziger Geschäftsführer der QAD Europe GmbH in Willich, auf der diesjährigen QAD-Anwenderkonferenz das neue Servicekonzept des amerikanischen ERP-Anbieters für Europa. Danach werden die Kundendienst- und Vertriebsaktivitäten der Landesgesellschaften unter dem Dach der QAD Europe B.V. mit Sitz in Hoofddorp, Niederlande, zusammengeführt. Mit der zentralisierten Führung des Servicebereichs reagiere der Hersteller auf die Anforderungen seiner Kunden. Laut Hartwig macht QAD mehr als 70 Prozent des Umsatzes mit international agierenden Unternehmen.

In der Praxis sollen die Anwender von der neuen Organisationsstruktur nicht viel merken. "Es könnte allerdings sein, dass ein Kunde im Zuge der europaweiten Ressourcenoptimierung zukünftig einmal von einem holländischen Spezialisten unterstützt wird, weil der schneller zur Verfügung steht als sein deutscher Kollege. Doch auch dabei ist die Betreuung in der Landessprache gewährleistet", versicherte Hartwig. Auf Nachfragen räumte er allerdings ein, dass die Verfügbarkeit deutschsprachiger Spezialisten in den Nachbarländern begrenzt sei. Dies stelle jedoch für die Kernzielgruppe des Anbieters kein Problem dar.

Einen Gegensatz zur strategischen Neuausrichtung des Unternehmens bilden die Erfahrungen einiger Kunden mit dem Finanzmodul der ERP-Software "MFG/Pro". Birger Hammerstein als Geschäftsführer der VAW Imco Guß und Recycling GmbH beispielsweise berichtete von Schwächen der Software im Finanzbereich, die dazu geführt hätten, dass man im kaufmännischen Bereich eher widerwillig bei SAP-Lösungen bleibe: "Ziel war, ganz auf SAP zu verzichten und nur noch MFG/Pro einzusetzen. Das war jedoch nicht möglich, da die Konsolidierung auf Konzernebene mit dem entsprechenden Modul nicht realisiert werden konnte." Allgemein zeigte er sich jedoch zufrieden mit der QAD-Lösung, vor allem wegen der einfacheren und schnelleren Implementierung und der geringeren Kosten im Vergleich mit SAP. Die Umstellung auf MFG/ Pro in den Bereichen Verkauf, Materialwirtschaft, Fertigung, Einkauf und Analysenverwaltung spare etwa 8000 Mark pro User und Jahr.

Auch Siegfried Schönberger, IT Manager Schlumberger RMS Germany, lobte die verhältnismäßig rasche Implementierung der Software. In seinem Vortrag über Kosteneinsparungen durch elektronische Beschaffung via Web wies er jedoch darauf hin, dass die mitgelieferten Konvertierungsprogramme für die Umstellung der bisherigen MFG/Pro-Funktionalität auf Euro-Accounting, insbesondere im Bereich Steuern, nicht lauffähig seien. Außerdem monierte Schönberger die mangelnde Bereitschaft auf Seiten von QAD, die Integration der ERP-Lösung MfG/Pro mit der Commerce-One-Plattform voranzutreiben. Der lautstarken Ankündigung einer strategischen Partnerschaft mit Commerce One noch im Mai seien keine Taten gefolgt. Bei Schlumberger werde daher überlegt, eine entsprechende Schnittstelle mit externer Unterstützung selbst zu realisieren.

Integration mit Commerce OneInzwischen hat QAD reagiert und neue Schritte in Sachen Commerce-One-Integration angekündigt. Kritik an der Funktionalität im Fibu-Bereich wird laut Hartwig nur von einzelnen Kunden geäußert. Die meisten Anwender seien mit der von KPMG zertifizierten MFG/Pro-Fibu zufrieden. Außerdem fahre man einerseits eine "Strategie der Koexistenz mit SAP" und biete andererseits durch die Kooperation mit EBS einen Lösungsweg für alle, die sich nicht mit dem Aufbau von SAP-Know-how belasten wollen.