Kommentar

Globale Bilanz

07.03.1997

Das Internet gilt heute als Symbol für Fortschritt, Informationsgesellschaft, neue Märkte und vor allem für die Globalisierung. Diese Trends waren schon vor dem Web-Boom wichtig, die Diskussion darüber ist in der momentanen Breite jedoch erst durch das internationale Medium in Gang gekommen. Das Internet, so geschwollen es klingt, ist zum Kristallisationspunkt der Auseinandersetzung über eine neue Weltordnung geworden.

Vorgeprescht sind hier vor allem die international agierenden Firmen. Sie ergriffen die Chance, den engen nationalen Vorschriften zu entkommen und durch die Erschließung neuer Märkte den Gewinn der Aktionäre zu steigern. Damit dienen sie jedoch nicht jedermann. Deshalb ist es die Aufgabe der Volksvertreter, der globalen Wirtschaft globale Rahmenbedingungen zu setzen. Die Wirtschaftsvertreter sind gut beraten, konstruktiv an solchen Regelungen mitzuwirken, anstatt "standortlos" zu agieren, wie das BMW-Vorstandsmitglied Horst Teltschik formuliert. Damit brächten sie die überwiegende Mehrzahl jener gegen sich auf, die im Wettlauf um den globalen Markt auf die hinteren Ränge verwiesen werden. Die Nadelstreifen-Träger müssen sich fragen, ob sich dieses Risiko lohnt, um vielleicht zu den wenigen Firmen zu gehören, die den Sprung zum multinationalen Konzern schaffen. Möglicherweise glauben einige Topmanager, sie hätten die Regierungen längst in der Tasche. Menschen kommen sowieso oft nur noch als Kosten-, bestenfalls als Produktionsfaktor ins Kalkül. gfh