Telekom implementiert Datenfunknetz in der Schweiz

GFD lockt heimische Kundschaft mit internationalem Anschluss

23.02.1996

Seit dem Start des ersten privaten Datenfunknetzes im August 1994 liefert sich die GFD einen derzeit noch ungleichen Kampf um Marktanteile mit der Telekom. Waehrend die GFD derzeit 100 von insgesamt 1500 Funkbasisstationen errichtet hat, und mit weiteren 400 bis Mitte des Jahres rund 60 Prozent der deutschen Bevoelkerung mit drahtloser Datentechnik erreichen will, kann die Telekom aufgrund des frueheren Starts heute schon auf eine Flaechenversorgung von mehr als 85 Prozent verweisen.

Doch Konkurrenz droht der GFD nach der Einschaetzung von Fridel Tischler, Technischer Geschaeftsfuehrer des Netzbetreibers, nicht nur durch das Modacom-Netz der Telekom. Im Markt der drahtlosen Datenuebertragung mischen auch die GSM-Netze D1 und D2 sowie e-plus mit. Fuer Anwender gilt hier abzuwaegen, welches Verfahren guenstiger ist. Datenuebertragung in Sprachnetzen ist leitungsvermittelnd, es gibt also anders als bei den paketvermittelnden Datennetzen Besetztfaelle. Zudem werden Gebuehren zeit- und nicht datenbasiert berechnet. Erst ab einem bestimmten Mindestaufkommen lohnen Datenuebertragungen in GSM-Netzen.

Ferner zaehlt der GFD-Manager die Buendelfunk-Dienste dazu, die analog betrieben werden, da sie urspruenglich fuer den Sprachverkehr konzipiert wurden. Sie sind bis auf den Chekker-Dienst der Telekom regional verfuegbar. Fuer Anwender die diese beiden Einschraenkungen akzeptieren koennen, duerften sie jedoch kostenguenstiger sein als Modacom oder Mobitex.

Waehrend die GSM- und Buendelfunkdienste eindeutig finanzielle oder technische Vorzuege gegenueber den Datenfunkdiensten aufweisen, muss die GFD den eigentlichen Konkurrenten Modacom von der Telekom durch Zusatzdienste und einen aehnlich guten Netzausbau Paroli bieten. Die GFD plant bis Mitte naechsten Jahres 70 Prozent der Flaeche und 90 Prozent der Bevoelkerung zu versorgen. Dazu errichtet die Gesellschaft insgesamt acht Vermittlungsknoten, von denen bis dato sechs in Betrieb sind.

Waehrend die GFD der Telekom auf nationalem Gebiet noch hinterherhinkt, hat sie international durch die Wahl der Technik gegenueber der Telekom die Nase vorn. Die meisten europaeischen Laender haben sich wie die GFD fuer die Mobitex-Technik von Ericsson entschieden. Theoretisch ist es demnach moeglich, zwischen den einzelnen Laendern Roaming-Abkommen zu schliessen, so dass mobile Anwender in jedem Land Zugriff auf eine Datenfunknetz haben. In Laendern wie Frankreich, Belgien, den Niederlanden und Grossbritannien werden laut GFD schon erste Nutzer bedient. Hand- over-Funktionen, die bei einem nahtlosen Wechsel von einem nationalen Netz in ein anderes waehrend der Datenuebertragung notwendig sind, wurden jedoch nicht vereinbart.

Die Telekom ist hinsichtlich der internationalen Verfuegbarkeit der von ihr eingesetzten Motorola-Technik "Modacom" in einer anderen Lage. Lediglich die Schweiz hat die entsprechenden Verfahren im Einsatz. Dort ist das Modacom-Netz seit Anfang des Jahres verfuegbar und versorgt derzeit die Ballungszentren Basel, Zuerich, Genf und Zug. Da die deutsche Telekom in Kooperation mit Motorola das Netz der Eidgenossen aufgebaut hat, gibt es auch Roaming- Funktionen zwischen beiden Netzen.