Gewerkschaft der Privatangestellten:Waches Auge auf Bildschirme und Gesetze

04.12.1981

WIEN (eks) - In zwei Broschüren beschreibt die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) die "Beanspruchung bei Bildschirmarbeit" sowie "Richtlinien zur Gestaltung von Bildschirmarbeit" unter den apostrophierten Titeln.

Bereits 1975 veröffentlichte die GPA zusammen mit zwei Instituten der Universität Wien eine Untersuchung "Arbeitsbeanspruchung und Augenbelastung an Bildschirmgeräten". Trotz der mittlerweile weiterentwickelten Bildschirmtechnologie und verbesserten ergonomischen Gestaltung der Geräte sind die Arbeitnehmervertreter nicht zufrieden. Sie meinen sogar seit damals hätte sich die Situation verschärft, vor allem weil die Bedürfnisse der Angestellten bei Arbeitsorganisation und Aufgabenstellung nicht berücksichtigt würden.

Bei der nun mit erweiterter Fragestellung durchgeführten Experimentalstudie sieht die GPA die damaligen Erkenntnisse bestätigt, aber auch neue zusätzliche Einsichten.

Die Studie "Beanspruchung bei Bildschirmarbeit" wurde am Institut für Umwelthygiene der Uni Wien von Professor Haider und seinem Assistenten Kundi erarbeitet. An drei verschiedenen Bildschirmtypen (Tecscope, Nixdorf, Siemens) wurden 13 Versuchspersonen mit sechs Testaufgaben konfrontiert. Begleitend registrierten die Wissenschaftler psychischen und physischen Zustand. Im hohen Anteil (70 bis 80 Prozent) der Personen, die über Augenbrennen, Augenflimmern und Kopfschmerzen nach Bildschirmarbeit klagen - Beschwerden, die aber auch nach anderen, längerdauernden visuellen Aufmerksamkeitsleistungen auftreten - sieht die Studie Anlaß

- zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen überhaupt,

- zum Überdenken der Arbeitszeitregelung,

- zur größeren Berücksichtigung der Arbeitsinhalte.

Hier könnte man die wesentlichste Einwandsmöglichkeit gegen die Gültigkeit der Untersuchungsergebnisse sehen. Die Experimente konnten klarerweise nur die eigentliche, isolierte Bildschirmarbeit erfassen, nicht jedoch andere Effekte, wie Motivation innerhalb einer Arbeitsgruppe durch leitende Mitarbeiter und durch andere Leistungsanreize. Obwohl "positive" Fragestellungen schwierig vorstellbar sind, so erleichtern die "negativen" Fragen wie "Haben Sie Augenflimmern?" eine besonders sensitive Beobachtung des eigenen Zustands. Wie überhaupt vergleichsweise ähnliche Situationen die im privaten Bereich (Fernsehen, TV-Spiele) als positiv erlebt werden, nicht untersucht wurden - und auch nicht sollten.

Bessere und mehr Gesetze

Der zweite Teil der Studie "Richtlinien zur Gestaltung von Bildschirmarbeit", verfaßt von den oben genannten Autoren zusammen mit Paul Kolm von der GPA, soll Betriebsräte und aktive Gewerkschaftsmitglieder bei der Mitbestimmung technischer und organisatorischer Entscheidungen unterstützen. Die GPA kündigte an, daß die hier veröffentlichten Richtlinien in Betriebsvereinbarungen, Kollektivverträge und Gesetze einfließen werden. Dagegen wendet sich Dr. Basalka von der Bundeswirtschaftskammer, der hier allenfalls technische, aber keine rechtlichen Probleme sehen will. Grundsätzlich bezweifelt er die volle Gültigkeit aller Aussagen, räumt aber ein, daß die Arbeitsgruppe der Bundeskammer ihre Erkenntnisse zur Bildschirmarbeit noch nicht formuliert habe.

Wichtige technische Forderungen der GPA-Studie sind unter anderem:

- nicht mehr als 50 Prozent der täglichen Arbeitszeit vor dem Bildschirm,

- sowohl Zeichenleuchtdichte als auch Hintergrundleuchtdichte sollen einstellbar sein

- Bildwiederholfrequenz von 65 Hz (derartige Geräte sind heute kaum auf dem Markt, geschweige denn in Benutzung). Für Positivdarstellung (schwarze Zeichen auf weißem Grund) wird sogar mehr als 80Hz gefordert,

- je geringer die Zeichenkapazität des Bildschirms ist, desto besser,

- Auflassung von reiner Datenerfassungsarbeit.

Im Licht der beiden Studien ist die letzte Forderung sicher sehr zweckmäßig. Fragt sich bloß, was aus den meist angelernten Datatypistinnen werden soll. Insgesamt sind in Österreich derzeit etwa 22 000 Bildschirmgeräte installiert, bis 1985 sollen es 45 000 sein.

Informationen: GPA, 1010 Wien, Deutschmeisterplatz 4, Tel. 343520. Preis der Studie: S

185,-