IT-Dienstleister überrascht mit Gewinnwarnung

Getronics setzt Geschäftsführer vor die Tür

28.02.2003
MÜNCHEN (CW) - Das drittgrößte europäische IT-Serviceunternehmen Getronics hat sich von seinem CEO Peter van Voorst und Finanzchef Jan Docter getrennt. Der Aufsichtsrat des hoch verschuldeten Anbieters begründet den Schritt mit "unterschiedlichen Auffassungen über die Führung des Unternehmens".

Der zurückgetretene Firmenchef van Voorst war bereits seit 1969 bei dem Amsterdamer IT-Dienstleister tätig, Docter übte das Amt des Finanzvorstands seit 1988 aus. Mit sofortiger Wirkung übernehmen Axel Rückert als CEO und Klaas Wagenaar als CFO das Tagesgeschäft des drittgrößten europäischen IT-Dienstleisters. Rückert hatte zuvor die Restrukturierungen bei Bull und Philips Consumer Communication überwacht, Wagenaar war bei Cap Gemini und Baan tätig. Die neue Getronics-Führung soll offiziell auf einer Aktionärsversammlung am 9. April bestätigt werden.

Lähmender Schuldenberg

Der Nachricht ging eine unerwartete Gewinnwarnung voraus. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für das abgelaufene Jahr liegt demnach lediglich bei 106 Millionen Euro und damit 15 Prozent niedriger als erst vor einem Monat prognostiziert. Das Endergebnis wird voraussichtlich aufgrund von Wertberichtigungen in Höhe von 375 Millionen Euro tiefrot ausfallen. Die endgültigen Zahlen für 2002 will das Unternehmen am 4. März bekannt geben.

Nach Meinung von Analysten wurde die Ernennung der restrukturierungserprobten Topmanager Rückert und Wagenaar von Bondholdern als Gegenleistung für einen geplanten Dept-for-Equity-Tausch gefordert. Das Unternehmen steckt mitten in den Bemühungen, den 1999 bei der Übernahme von Wang Global aufgetürmten Schuldenberg in Höhe von 450 Millionen Euro abzubauen. Um ihr langfristiges Überleben zu sichern, haben die Amsterdamer Anfang des Jahres die Inhaber von Wandelanleihen aufgefordert, diese in Aktien umzuwandeln. (rg)