Gründergeschichten

Gestern im Hörsaal, heute im Chefsessel

21.09.2011
Von 
Alexandra Mesmer war bis Juli 2021 Redakteurin der Computerwoche, danach wechselte sie zu dem IT-Dienstleister MaibornWolff, wo sie derzeit als Head of Communications arbeitet.
Studenten, die eine Geschäftsidee haben, brauchen Starthelfer. Diese finden sie oft an Hochschulen, aber auch in Firmen, wie das Beispiel zweier Start-ups zeigt.
Die COUPIES-Gründer: (v.l.) Frank Schleimer, Felix Schul, Marc Eisleben, Felix Gillen und Thomas Engel
Die COUPIES-Gründer: (v.l.) Frank Schleimer, Felix Schul, Marc Eisleben, Felix Gillen und Thomas Engel
Foto: Coupies

Wenig Berufserfahrung, kaum Kontakte zur Geschäftswelt und bürokratische Hürden - für Studenten ist der Weg in die Selbständigkeit schwer. Hilfe bekommen sie von Hochschulen und Unternehmen. Ein Beispiel ist das BizSpark-Programm von Microsoft. Stephan Jacquemot leitet es in Deutschland: "Start-ups, die an der Uni entstanden sind, haben eine Vorbildfunktion für junge Absolventen. Das unterstützen wir."

Felix Schul hatte während seines Wirtschaftsinformatikstudiums in Köln die Idee, Rabatte und Coupons via App auf das Handy oder Smartphone zu übertragen und zu nutzen. Ob daraus ein Unternehmen werden sollte, stand für ihn erst nicht fest. Ursprünglich wollte er bei einer Beratung anheuern, überlegte es sich dank der Unterstützung durch die Uni aber anders: "Das begann mit der Ermunterung, sich damit auseinanderzusetzen, wie sich die Idee in ein Geschäftskonzept umsetzen lässt, und ging über die Hilfe, einen Business-Plan zu entwickeln, bis hin zur Vermittlung von Förderprogrammen und Finanzmitteln."

Geschäftsidee: Mobile Rabatte

Gefördert mit einem Exist-Stipendium gründete Schul mit Felix Gillen nach dem Studium die Coupies GmbH. Sie hat ein System entwickelt, das die Einlösung, Fälschungssicherung und Weiterverarbeitung der mobilen Coupons ohne den Einsatz technischer Infrastruktur am Point of Sale (POS) ermöglicht. "Zwei Trends verändern den Handel: Location Based Services und das mobile Internet", sagt Jungunternehmer Schul. "Kombiniert in Form von Apps und jederzeit in der Hosentasche des Konsumenten verfügbar, sprechen wir eine für den Handel äußerst attraktive Zielgruppe an." Heute beschäftigt das Start-up zehn Mitarbeiter, ist mit Risikokapital finanziert und verzeichnet steigende Umsätze.

Profitiert hat der Junggründer auch vom BizSpark-Programm: "Wir konnten ein umfassendes Softwareportfolio kostenlos nutzen und hatten Zugang zu den Microsoft-Technikern, als wir die App für Windows-Mobile-Phones entwickelten." Auch die Beratung bei Business-Plan, Strategie und Marketing sowie die Vermittlung erster Kontakte in die Geschäftswelt empfand Schul als hilfreich: "Es ist ein unschätzbarer Vorteil, wenn man in der Anfangsphase auf das Wissen von Beratern zurückgreifen kann, die sich im Markt auskennen."

Christoph Zinser, Leiter des Spin-off-Services an der Ludwig-Maximilians-Universität München, betreut Gründer: "Oft sind Universitäten die ersten Ansprechpartner für Studenten, die den Schritt in die Selbständigkeit wagen." Vor allem in der Anfangsphase werde Hilfe benötigt, etwa um Ideen in Konzepte und Geschäftspläne umzusetzen oder an Fördergelder zu gelangen. "Immer mehr Universitäten sind gut aufgestellt, was eine Erst-Förderung junger Gründer betrifft. Wir wollen Hochschulen mit unseren Veranstaltungen eine zusätzliche Networking-Plattform bieten, auf der sich Start-ups informieren, austauschen und im besten Fall erste Geschäftsbeziehungen anbahnen können", so Jacquemot von Microsoft. Universitäten profitieren laut Zinser selbst von ihren Ausgründungen, da diese den Ruf einer Hochschule verbesserten. Oft komme es auch zur Zusammenarbeit von Uni und Spin-off. Gründer brauchen aber auch Technologiepartner, die in Sachen Marketing und Vertrieb beraten, so Zinser: "Ich wünsche mir, dass mehr Technologieunternehmen Gründer fördern."