Maßanzug Enterprise Cloud

Geschäftsprozesse und Collaboration verschmelzen

18.06.2014
Von 
Holger Imbery ist Solution Line Manager Collaborations bei Dimension Data Communications Deutschland.

Maßgeschneiderte Kommunikationswerkzeuge für jeden Mitarbeiter

Eine flächendeckende Versorgung mit den gleichen Werkzeugen für alle Mitarbeiter hat sich in der Praxis jedoch als eher unwirtschaftlich herausgestellt. Zuweilen kann dies sogar produktivitätshemmend wirken, denn nicht jeder Mitarbeiter benötigt Videoconferencing oder nutzt mobile Endgeräte. Unternehmen sollten die eingesetzten Collaboration-Tools deshalb an die jeweilige Mitarbeiterrolle anpassen.

Anhand von eingeführten Modellen wie zum Beispiel des Media-Richness-Modells sind rollenspezifische Gestaltungen der Arbeitsplätze möglich. Durch eine solche rollenorientierte Auswahl der Collaboration-Werkzeuge werden Mitarbeitern nur die für ihre Tätigkeit nötigen Tools zur Verfügung gestellt und an ihren spezifischen Bedarf angepasst.

Die Lösung wird sozusagen maßgeschneidert auf jeden Mitarbeiter abgestimmt und ermöglicht so eine tiefe Integration in die Geschäftsprozesse des Unternehmens sowie in die individuellen Arbeitsplatzbelange. Die Projekterfahrung zeigt, dass dadurch unnötige Mehraufwände vermieden werden und ein optimales Kosten-Nutzen-Verhältnis erreicht wird.

Virtualisierung sorgt für Deduplizierung der Daten

Die Vorteile von virtualisierten Collaboration-Landschaften sind identisch mit denen virtualisierter Data Center. Die Server-Konsolidierung senkt die Ausgaben für Anschaffung und Betrieb von Server-Hardware sowie für die aktiven und passiven Netzkomponenten. Zudem vermindert sie den Energie-, Platz- und Kühlungsbedarf. Letzteres führt auch zu Kohlendioxid-Reduktion, sichert Nachhaltigkeit und den Weg zur Green IT.

Zusätzlich wird mit der Collaboration-Virtualisierung die Deduplizierung der Daten weiter vorangetrieben. Während bei einer Trennung von Geschäftsapplikationen und Collaboration-Umgebungen vornehmlich parallele Datenhaltungen vorliegen, werden durch die Virtualisierung und die Einführung von einheitlichen Strukturen Datenbestände verwoben und redundante Daten identifiziert sowie eliminiert.

Aus dem Silo in die Enterprise Cloud

Viele dieser Effekte sind nicht zu erreichen, wenn Collaboration-Lösungen einfach vom Silo in die Public Cloud wandern. Zwar fallen die Investitionen und die Kosten für den Betrieb komplett weg, werden aber durch Kosten für Service-Level-Management und Provider-Steuerung aufgefressen. Zusätzlich sind die eingangs erwähnten Maßnahmen zu ergreifen, wodurch zusätzliche Kosten für den gesicherten Access der Public Cloud sowie für die rechtssichere Datenverarbeitung durch Dritte entstehen.

Wenn Unternehmen eine bestimmte Größe und Komplexität erreicht haben und synchrone Kommunikation als Beschleuniger nutzen sowie diese als integralen Bestandteil ihrer Prozesslandschaft sehen, dann schaffen Public-Cloud-Services eher mehr zu bedienende Schnittstellen als weniger: Collaboration-Lösungen müssen sicher über öffentliche Netze mit unternehmenskritischen Applikationen verbunden werden, der externe Zugriff auf personenbezogene Daten sowie die Speicherung dieser Daten auf Fremdsystemen ist gesetzeskonform zu gestalten. Eine komplette Auslagerung von prozessrelevanten Daten in die Public Cloud gibt unternehmenskritische Informationen in die Hände Dritter. Durch die Auslagerung ist eine tiefe Integration in die Geschäftsprozesse und eine rollenspezifische Gestaltung von Arbeitsplätzen kaum möglich.

Die Virtualisierung von Collaboration-Lösungen ist längst keine Zukunftsvision mehr. Bei einer Entscheidung für die Public Cloud muss die Lösung stark standardisiert aufgesetzt werden, um die gewünschten Kosteneffekte zu erreichen. Dementgegen kann in einer Enterprise Cloud eine auf die Geschäftsprozesse individuell zugeschnittene Lösung bereitgestellt werden und den größtmöglichen Prozessnutzen entfalten. Der Entscheider hat somit die Wahl zwischen einem wirtschaftlich optimierten "Maßanzug" oder einer preiswerten Standardlösung mit zusätzlichen Herausforderungen in Bezug auf Datenschutz, Sicherheit und Verfügbarkeit.

Dieser "Maßanzug" ist in der Lage, jedem Mitarbeiter an seinem Arbeitsplatz auf effiziente Art und Weise die Werkzeuge zur Verfügung zu stellen, die er benötigt. Die Bereitstellung kann auf den vom Mitarbeiter für seine Tätigkeit benötigten Endgeräten mit einer für ihn einfach zu erlernenden, einheitlichen Oberfläche erfolgen.

Collaboration-Lösungen schaffen die Möglichkeit, komplexe Vorgänge durch Kommunikation zu vereinfachen, Dienste wie Video zu integrieren, Schnittstellen zu reduzieren und Medienbrüche zu vermeiden. Dieses Potenzial darf nicht - auf der Suche nach dem günstigsten Preis - dem unzulässigen Vergleich zwischen Äpfeln und Birnen geopfert werden. (pg)