Digitalisierung in Unternehmen

Geschäftsmodelle der Zukunft erfordern Transparenz

15.02.2016
Von 


Robert Sieber verfolgt das Ziel die Lücke zwischen der IT und den Unternehmensprozessen zu schließen. Ideen und kontroverse Ansätze zum notwendigen Wandel der IT, veröffentlicht Robert Sieber in seinem Blog und Podcast. Er ist auch Initiator und Organisator eines Barcamps für IT-Service-Management. In 18 Jahren war er in verschiedene Bereiche der IT tätig: Administration, Planung, Architektur, Consulting, Service-Management, Softwareentwicklung und Vertrieb.

Daten sind Rohstoffe

Industrie 4.0, digitale Geschäftsmodelle und alles was wir unter Internet of Things verstehen, basieren auf der Erhebung, dem Transport, der Verarbeitung, Auswertung und Speicherung von Daten. Professor August-Wilhelm Scheer sagte 2014 auf der Cebit und dem itSMF-Jahreskongress: "Daten sind der Rohstoff der Zukunft. Damit ist Deutschland ein rohstoffreiches Land."

Die Vernetzung von Menschen, Prozessen und Technik ist die Grundlage für Geschäftsmodelle und die Produktionsprozesse der Zukunft. Zu wissen, wie dieses Zusammenspiel funktioniert, ist essentiell:

  • Wie interagieren Menschen mit den Prozessen? Wo sind die Touchpoints?

  • Welche Abhängigkeiten bestehen innerhalb des Systems: von Prozess zu Technik und innerhalb der Technik?

  • Wie fließen die Daten durch die Prozesse und Technik?

Damit das Potential des Rohstoffes Daten auch gewinnbringend genutzt werden kann, sollte zu jeder Zeit klar sein, wie Menschen, Prozesse und Technik miteinander interagieren. Das ist die Voraussetzung für das finanzielle Wohlergehen eines Unternehmens. Menschen sind Kunden, Mitarbeiter, Partner und Lieferanten. Diese liefern Daten und Informationen für die Prozesse, die wiederum in Applikationen, Schnittstellen oder Microservices analysiert, verarbeitet, gespeichert und über die Infrastruktur transportiert werden.

Die Voraussetzungen für Transparenz

Transparenz braucht zwei Dinge: aktuelle Dokumentation und leichte Verständlichkeit. Eine Dokumentation der Abhängigkeiten und Datenflüsse, die nicht schnell und einfach erfassbar ist, hat nahezu den gleichen Wert wie keine Dokumentation. Diese Anforderung erfüllen die üblichen Standards wie TOGAF und ArchiMed nicht. Ebenso wenig Tools wie Aris und andere. Sie alle haben gemein, dass sie spezifisches Fachwissen über die Methode oder Software zwingend voraussetzen.

Wenn es um digitale Geschäftsmodelle und Industrie 4.0 geht, arbeiten Menschen in interdisziplinären Teams zusammen. Menschen aus den Bereichen Business Development, Marketing, Vertrieb, Produktion und IT arbeiten in einem Team und verfolgen ein klares Ziel. Transparenz muss also ohne spezifisches Domänenwissen erreichbar sein. Hätten die Start-Up-Gründer Thomas und Heinrich folgende Darstellung gehabt, wäre es wahrscheinlich nie zum GAU für ihr Unternehmen gekommen.

Auf einen Blick: Das eMail-Postfach ist wichtig
Auf einen Blick: Das eMail-Postfach ist wichtig
Foto: Robert Sieber

Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes Business- und IT-Diagramm, das einen Ausschnitt des Geschäftsmodells von Thomas und Heinrich zeigt. Das Diagramm visualisiert drei wichtige Aspekte:

  • Die Kunden, die Organisation und Ihre Partner

  • die Prozesse innerhalb des Geschäftsmodells und die notwendigen Applikationen

  • die Infrastruktur (Technik)

Fehler ausschließen

Die einfach verständliche Übersicht lässt auf den ersten Blick erkennen, dass für den Buchungsvorgang eine API notwendig ist. Diese "spricht" mit den Mobilitätsunternehmen. Die API läuft in einem Tomcat, mit Debian als Betriebssystem einer virtuellen Maschine. Zu erkennen ist auch, dass für den Buchungsprozess ein Postfach notwendig ist. Versetzen Sie sich nun in die Situation von Thomas und Heinrich: Zwei Tage nach dem offiziellen Start ihrer App, die das Buchen von Reisen revolutionieren soll, geht plötzlich alles schief. Die Kunden erhalten keine Buchungsbestätigung. Verfügen Sie in einem solchen Fall über das oben gezeigte Diagramm, können Sie alle Objekte Schritt für Schritt durchgehen und übersehen keine potentielle Fehlerquelle mehr.

Das erkennen Sie, auch wenn Sie ganz neu im Team des Start-Ups sind. Sie brauchen kein domänenspezifisches Wissen. Genau das hat Thomas und Heinrich gefehlt, deswegen sind die beiden gescheitert. Es fehlte an Transparenz, wie das Geschäftsmodell funktioniert - wie Menschen, Prozesse und Technik miteinander interagieren und welche Abhängigkeiten bestehen. Die angemessene Visualisierung komplizierter und komplexer Zusammenhänge ist ein mächtiges Werkzeug in allen Phasen eines Geschäftsmodells, Services oder Projekts.

Obashi schafft Transparenz quer durch das Geschäftsmodell

Um diese Klarheit und Transparenz zu schaffen, benutze ich ein Werkzeug: Obashi. Eine Sammlung von Regeln und Gesetzen, die die Erstellung und Interpretation von Diagrammen vereinfacht. Obashi selbst ist ein Akronym. Das Modell kennt sechs Schichten (Layer) - jede Schicht repräsentiert Elemente einer bestimmten Art.

Bedeutung der einzelnen Schichten
Bedeutung der einzelnen Schichten
Foto: Robert Sieber

O definiert den Eigner oder Nutzer eines bestimmten Businessprozess, welcher verschiedene Applikationen benötigt, die auf einem bestimmten Betriebsystem laufen, welches auf einer Hardware installiert ist, die wiederum an einen Teil der Infrastruktur angeschlossen ist.

Alleine durch die Anordnung der Elemente und gegebenenfalls durch die Einzeichnung der Verbindungen, gewinnen Sie Klarheit darüber, wie Menschen, Prozesse und Technologie zusammenarbeiten. Dies ist in den Beziehungsregeln (Relationship Rules) definiert. Zusätzlich gibt es noch die Beziehungstypen, die für noch mehr Struktur und Klarheit sorgen.