CeBIT-Partner Türkei

Geschäfte werden beim Essen angebahnt

24.02.2011
Von Özkan Akyildiz

7. Direktheit ist unhöflich:

Anliegen werden meist nicht direkt, sondern oft in einem Nebensatz vorgebracht. So ist es für den türkischen Geschäftspartner möglich, einen Wunsch zu ignorieren, statt ein hartes Nein auszusprechen. Weitere Möglichkeiten sind eine Verschiebung des Themas oder eine erbetene Denkpause. Auch Kritik wird indirekt formuliert. Klare Worte wie „ das ist nicht richtig“ werden nicht geschätzt und gelten als grobe Unhöflichkeit.

8. Verhandlungen brauchen Zeit und Kompetenz:

Eine einheitliche Verhandlungslinie ist im türkischen Geschäftsleben nicht auszumachen. Es geht spontan, flexibel und insgesamt emotionaler zu als in Deutschland. Die Reihenfolge der Entscheidungsparameter bei Verhandlungen sind der Preis oder das Produkt, die Finanzierung und die persönlichen Beziehungen. Wichtig ist, sich die Möglichkeit des Handelns offenzuhalten und zum Beispiel erst das teuerste Produkt vorzustellen und Trümpfe wie kostenlose Schulungen etc. im Ärmel zu halten.

Die Geschäftspartner haben hohe Ansprüche und erwarten große Entscheidungskompetenz. Chefentscheider versuchen, Verhandlungserfolge nachträglich zu optimieren oder Beschlüsse wieder aufzulockern. Da mündliche Kommunikation wichtiger ist als schriftliche, wird einem schriftlichen Vertrag nicht so viel Bedeutung beigemessen wie in Deutschland. Türkische Geschäftspartner studieren häufig schriftliche Vereinbarungen nicht sehr sorgfältig.

9. Diskussions- und Arbeitskultur:

Gerne wird in der Türkei die Polychronie gepflegt und mehrere Dinge parallel abgearbeitet. Auch wird nicht unbedingt einer vorgegebenen Tagesordnung gefolgt. Türkische Mitarbeiter holen Informationen vorzugsweise über persönliche Kontakte oder Bekannte ein.

In der Arbeitswelt überwiegt eine hierarchische Struktur, die allerdings zunehmend von jungen Managern, die unter anderem im Ausland studiert haben, aufgebrochen wird. Es ist normal, mit Menschen aufgrund ihrer verschiedenen Hierarchieebenen unterschiedlich umzugehen. Das türkische Arbeitsverhältnis zeichnet sich durch eine hohe „Machtdistanz“ und einen autokratischen Führungsstil aus. Gleichzeitig empfinden es türkische Manager als schwierig, ihre Interessen direkt und nachdrücklich zu vertreten. Vielmehr streben sie Harmonie am Arbeitsplatz an und schweigen, um der Lösung in der Gruppe den Vorrang zu geben. Untergebene passen sich in Konfliktsituationen der Meinung des Vorgesetzten an – Gleichgestellte versuchen die Situation zu umgehen.

10. Vertrauen geht vor Profit:

Türkischen Geschäftspartnern ist eine langfristige und stabile Geschäftsbeziehung wichtiger, als kurzfristig angelegte Profitchancen. Daher sollten bei Verhandlungen die gebotenen Sicherheitsaspekte unterstrichen werden. Außerdem gilt: Häufige Besuche erhalten die Freundschaft.