Investiert Motorola in den Intel-Rivalen?

Gerüchte um Partnersuche für AMDs Fabrik in Dresden

06.08.1999
MÜNCHEN (CW) - Advanced Micro Devices (AMD), härtester Intel-Konkurrent im Prozessormarkt, sucht möglicherweise nach einem Partner für seine Chipfabrik in Dresden. Insider halten Motorola für den geeigneten Kandidaten. Von beiden Unternehmen gibt es bislang weder eine Bestätigung noch ein Dementi.

Auslöser der jüngsten Spekulationen waren angebliche Äußerungen von AMDs Chief Financial Officer Fran Barton während eines Interviews mit dem "Wall Street Journal". Barton, so das Blatt, habe bestätigt, daß AMD gegenwärtig die Produktionskapazitäten analysiere und prüfe, ob ein Partner gefunden werden müsse. Dies wäre erforderlich, wenn sich herausstellt, daß die Chipfertigung Überkapazitäten aufweist.

Hintergrund dieser Überlegungen ist die für Anfang des Jahres 2000 geplante Inbetriebnahme des AMD-Chipwerks in Dresden. Die Kalifornier wollen dort den kürzlich von K7 in "Athlon" umbenannten PC-Prozessor herstellen. Der Chip soll direkt mit Intels schnellsten Mikroprozessoren konkurrieren und ist dazu nach ersten Tests hinsichtlich der Leistungsfähigkeit auch durchaus in der Lage.

Der kommerzielle Erfolg des Athlon ist indes längst nicht ausgemacht, monieren Experten. Sollte der Prozessor sich nicht in gewünschtem Maße verkaufen lassen, stünde AMD möglicherweise mit hohen Überkapazitäten da. Angesichts der schwierigen finanziellen Situation - in den ersten beiden Quartalen wurden jeweils hohe Verluste eingefahren - käme ein finanzkräftiger Partner, der auch Produktionskapazitäten in Anspruch nähme, gerade recht.

Insider sehen in Motorola den idealen Partner für AMD. Zum einen hat der US-Konzern angekündigt, künftig die Hälfte seiner Chipfertigung von anderen Herstellern erledigen zu lassen. Zum anderen hat AMD von Motorola bereits einen Kupfer-basierten Herstellungsprozeß in Lizenz genommen, der in Dresden genutzt werden soll.

Bislang gibt es zu diesen Spekulationen weder eine Bestätigung noch ein Dementi der Hersteller. Ein Sprecher der deutschen AMD-Dependance erklärte gegenüber der COMPUTERWOCHE, ihm seien keinerlei Überlegungen in diese Richtung bekannt. Dementieren könne er die Meldungen aber auch nicht. Bei den im "Wall Street Journal" interpretierten Aussagen des AMD-Managers Barton handle es sich um eine "hypothetische Antwort auf eine hypothetische Frage".