Geruechte um das Ende von Object Windows Library Microsoft draengt Borland zur Aufgabe ihrer C++-Bibliotheken

27.10.1995

MUENCHEN (CW) - Borlands "Object Windows Library" (OWL) steht moeglicherweise vor dem Aus. Wie aus dem Umfeld der Borland International Inc. zu hoeren ist, stellt sich Microsoft bei der Lizenzvergabe der konkurrierenden "Microsoft Foundation Classes" (MFC) an den Compiler-Bauer aus Scotts Valley, Kalifornien, quer.

Urspruenglich plante Borland, die fuer Anfang 1996 erwartete Version 5.0 des C++-Compilers mit beiden Klassenbibliotheken auszustatten. Da neben Microsoft auch die meisten anderen Hersteller ihre Windows-C++-Compiler mit MFC ausliefern, beginnt sich das Microsoft-Produkt als Standard zu etablieren. Borland steht nun vor dem Dilemma, entweder auf MFC verzichten zu muessen oder mit der Aufgabe des eigenen Produkts die OWL-Anwender zu veraergern.

Die deutsche Borland GmbH in Langen dementiert allerdings, dass die Aufgabe der OWL-Klassenbibliothek zur Debatte stehe. Microsoft selbst machte keine Aussagen zum Thema MFC-Lizenzierung, Probleme scheint es aber gegeben zu haben: Laut Borlands Richard Carney sieht sich die Firma genoetigt, einen Kompromiss einzugehen. Demnach beinhaltet C++ 5.0 weiterhin OWL, wird aber zusaetzlich MFC- kompatibel sein. Der Borland-Kunde muss MFC aber separat erwerben. Damit Quelltexte, die auf MFC basieren, von Borland C++ uebersetzt werden koennen, muss sie der Programmierer mit Hilfe eines beigefuegten Utilities modifizieren.

Borland sieht sich derzeit mit OWL keineswegs in einer Aussenseiter-Position: Die Verkaufszahlen des eigenen C++-Compilers liegen etwa gleichauf mit dem Konkurrenzprodukt von Microsoft. Zudem gilt OWL in Programmiererkreisen als das bessere Produkt, da es zumeist elegantere und kompaktere Loesungen fuer Programmierprobleme zulaesst als MFC und obendrein einfacher zu erlernen ist.