Seit Januar erste Pilotanwendung im Einzelhandel

Genossenschaftsbanken sehen den Trend zum Electronic Cash

01.03.1991

WERL(see) - Nicht nur die Mineralöl-Industrie, sondern der Einzelhandel insgesamt wird seinen Kunden-Zahlungsverkehr zunehmend mit der Euroscheck-Karte abwickeln, wenn es nach dem Wunsch der westfälischen Volksbanken und Spar- und Darlehenskassen geht. Deren Rechenzentrum GAD stellte jetzt auf den "Electronic-Cash-Tagen" in Werl bei Dortmund ein neues Verfahren der bargeldlosen Zahlung vor.

Das seit Januar bei einem Münsteraner Bekleidungshaus im Pilotversuch installierte echtzeitfähige Online-System ermöglicht Abbuchungen nicht nur bis zu einer garantierten Höhe, sondern die Ausschöpfung der kompletten Liquidität jedes Kontoinhabers. Im Zuge des geplanten Ausbaus wollen die westfälischen Genossenschaftsbanken später auch Cash-Management-Funktionen und Informationsdienste über das Netz anbieten. Der Service läuft im Datex-P-Netz der Bundespost, Terminals, Software und Wartung liefert die GAD. Die Kosten für den Händler einschließlich Miete und Service für das Terminal belaufen sich nach Aussage von GAD-Vorstand Rudolf Baumheuer auf durchschnittlich 400 Mark im Monat.

Die Akzeptanz von Electronic Cash, so Hermannjosef Rinn, Vorstandssprecher des Westfälischen Genossenschaftsverbandes (WGV), werde durch den Einsatz im Tankstellen-Bereich, wo der größte Teil der zirka 5000 Terminals stehe, hinreichend belegt. Vor allem die Einzelhändler, vermutet Projektleiter Hans-Jürgen Wedig vom Münsteraner Bekleidungshaus Hettlage, würden wegen der geringeren Kosten das neue System den Kreditkarten vorziehen. Baumheuer bestätigte das insofern, als Gespräche mit zirka 20 weiteren potentiellen Anwendern liefen und teilweise kurz vor dem Abschluß, also der Installation von GAD-Terminals, stünden. Zu den Gesprächspartnern gehöre auch die Lebensmittel-Kette Tengelmann.

Aber auch die Kunden, stellte Hettlages Wedig fest, von denen eine größere Zahl mit Euroscheck-Karten als mit Kreditkarten ausgestattet sei, nähmen das Angebot an: Im Durchschnitt belaufe sich jede Transaktion auf 250 Mark, und insgesamt erreiche das Electronic-Cash-Volumen bei Hettlage bereits die Höhe wie das von vier Kreditkarten zusammen. Die Einzelhändler erwarteten und erhofften einen Trend weg von der Kreditkarte und hin zu der neuen, aus ihrer Sicht günstigeren Art der bargeldlosen Zahlung.