Cii HB vergibt ersten Forschungspreis für Software Regelwerk:

Genialiät des Programmierers zweitrangig

08.02.1980

PARIS (to) - Zum ersten Mal wurde am 22. Januar der "Prix Européen de la Recherche Cii Honeywell Bull" im Rahmen der Forschungstage des Unternehmens vergeben. Der Preis ging an Dr. Jacques Arsac, Direktor des Fachbereiches Informatik an der "Ecole Normale Supérieure", Paris, für seine Arbeiten im Bereich der Computersprachen und der Suche nach universellen Richtlinien in der Programmierung. Daß der Preis ausgerechnet an einen Franzosen ging, sei kein Patriotismus, versicherte Jean-Pierre Brulé, Generaldirektor der Cii HB, in seiner Festansprache, sondern purer Zufall.

Der "Directeur Central du Planning et de la Politique Produits" des Computerkonzerns, Francois Salle, erklärte die historische Entwicklung der jährlich abgehaltenen Forschungstage: "1977 trafen wir uns zum ersten Mal mit Verantwortlichen aus Wissenschaft und Forschung - wir waren damals ein noch sehr junges Unternehmen, nämlich 15 Monate alt-, um unsere Vorstellungen über eine Zusammenarbeit von Industrie und Forschung vorzulegen. Im Jahr darauf, Ende 1978, faßte Jean-Pierre Brulé den Entschluß, das ,Centre de Recherche' zu gründen, das ganz gezielt die verschiedenen

Projekte in Form von Operationsgruppen zusammenfaßt. Langsam bildete sich daraus die heutige Struktur." Es existieren drei Forschungsabteilungen im Unternehmen:

1. die Abteilung Technologie mit den Aufgabenbereichen Magnetismus, Pläne und Realisation von Regelkreisen mit hohem Integrationsgrad sowie Optoelektronik und Anwendungen,

2. die Abteilung Anwendungen mit den Aufgabenbereichen Programmiersprachen und Büroorganisation und

3. die Abteilung Architektur, die sich mit der Systemarchitektur (verteilte Intelligenz) und Maschinenarchitektur befaßt.

Es war ebenfalls 1978, als der Präsident der Cii HB die beabsichtigte Vergabe des Forschungspreises bekanntgab. Ein Betrag von 50 000 französischen Franc soll im Zwei-Jahres-Rhythmus an eine oder mehrere Personen vergeben werden, die einen entscheidenden Beitrag zur Entwicklung in der Datenverarbeitung geleistet haben.

Ein wissenschaftliches Komitee von zwölf Persönlichkeiten aus Industrie und Forschung unter Vorsitz von Francois Maison, dem Leiter des Forschungszentrums bestimmte den Preisträger. Warum man sich für Dr. Arsac entschieden hat, begründet Pierre Aigrain, Staatssekretär für die Forschung: "Die Elektronik erobert nach und nach sämtliche Bereiche unseres heutigen Lebens. Deshalb ist es wichtig darauf zu achten, daß sich die Technik nicht verselbständigt. Mit einer gezielten Heranbildung der kommenden Generation lassen sich negative Auswirkungen verhindern."

Zu den Schwierigkeiten, die der Ausbildung heute noch im Wege stehen, sagt Aigrain: "Im Gegensatz zu allen anderen Wissenschaftszweigen hat die Programmierung eher als Kunst begonnen und entbehrte zuerst aller erlernbarer Richtlinien.

In der Schaffung allgemeingültiger Kriterien zur Programmerstellung und einfacher Lehrmethoden - um beides hat sich Dr. Arsac Verdienste erworben kann in die Softwareproduktion verwissenschaftlicht werden."

In seiner Ansprache führt der Preisträger aus: "Bisher fühlt sich kein Mensch für f die Resultate der Programmierung verantwortlich. Das liegt wohl daran, daß dieser Zweig empirisch entstanden ist und es keine eigentlichen Methoden für die Softwareentwicklung gibt. Aufgabe des Unterrichtswesens ist es nun, den Programmierern klarzumachen, daß sie für die Entwicklung auf diesem Gebiet verantwortlich sind." Im Gespräch mit der COMPUTERWOCHE äußerte Arsac: "Ich versuche, soweit es geht, die Methoden, die ich bei der Programmerstellung anwende, zu formalisieren. Ich entwickle Werkzeuge und Arbeitsmuster, um das Intuitive, das der Programmierung anhaftet, zu eliminieren und so die Softwareerstellung vom Genie des einzelnen unabhängig zu machen."