Privat vs. dienstlich

Generation Mobile plagt schlechtes Gewissen

21.05.2015
Von 
Christiane Pütter ist Journalistin aus München.
Die Gen M fühlt sich zwar unwohl, wenn sie am Arbeitsplatz privat mobile Endgeräte nutzt. Bei einem Verbot würden sie allerdings kündigen, so eine von MobileIron bei Harris Poll beauftragte Studie.
Studie: Die Generation M trennt kaum noch zwischen Privaten und Beruflichen.
Studie: Die Generation M trennt kaum noch zwischen Privaten und Beruflichen.
Foto: Blend Images Shutterstock

Der Marktforscher Harris Poll ruft eine neue Generation aus: die "Gen M" für mobile. Gemeint sind damit junge Männer zwischen 18 und 34 Jahren sowie Mütter von Minderjährigen. Sie alle nutzen mobile Endgeräte für ihre Arbeit und zeichnen sich durch eine besonders starke Vermischung von beruflichen und privaten Aktivitäten aus.

Diese Bezeichnung geht auf eine Studie unter 3500 Angestellten aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien sowie Japan und USA. Dokumentiert sind die Ergebnisse unter dem Stichwort "Gen-M" beim Auftraggeber der Befragung, dem Anbieter Mobilelron.

Shadow Tasking

Die Studienautoren führen einen zweiten Begriff ein: "Shadow Tasking". Das heißt: Die Gen M erledigt während der Arbeitszeit auf dem Smartphone persönliche Angelegenheiten sowie berufliche Aufgaben am Feierabend oder Wochenende.

Eben dieses Shadow Tasking bereitet den Arbeitnehmern jedoch ein schlechtes Gewissen. Zumindest erklären 58 Prozent der Befragten, sie fühlten sich unwohl, wenn sie im Büro Nachrichten von Freunden erhalten. Bei dienstlichen Mitteilungen, die sie in der Freizeit bekommen, reagieren 61 Prozent mit Schuldgefühlen.

Würden kündigen bei Verbot

Das führt jedoch nicht zu der Konsequenz, Privates und Dienstliches künftig stärker zu trennen. Ganz im Gegenteil: Eine klare Mehrheit von 60 Prozent der Befragten würde kündigen, sollte der Arbeitgeber solche privaten Aktivitäten verbieten.

Ein Vergleich der einzelnen Länder zeigt einige wenige nationale Besonderheiten: Franzosen erledigen mobile Aktivitäten gern während der Autofahrt, Spanier sitzen statistisch gesehen öfter im Bus oder der Bahn. Briten überwachen via Mobile am häufigsten ihr Zuhause. US-Amerikaner erledigen mobile Tasks gern im Badezimmer.

Wearables am Arbeitsplatz

Ein weiteres Ergebnis der Umfrage: Mehr als vier von zehn Vertretern der Gen M (42 Prozent) besitzen bereits Wearables oder planen zumindest den Kauf einer Smartwatch oder Ähnlichem. Fast jeder von ihnen (95 Prozent) will das Wearable auch am Arbeitsplatz nutzen, und zwar für folgende Aktivitäten: Annehmen von Telefonaten (58 Prozent), Lesen/Schreiben von Mails (56/45 Prozent), SMS (44 Prozent) sowie Kalender-Zugriff (40 Prozent) und Surfen im firmeneigenen Intranet (30 Prozent).

Zugriff aufs Intranet erfordert neue Arbeitsbestimmungen

Insbesondere Punkte wie der Zugriff auf das Intranet dürfte IT-Entscheider aufhorchen lassen. Bob Tinker, der CEO von Mobilelron, nutzt die Studie denn auch als Appell. Unternehmen benötigten zur Unterstützung der Gen M eine Neufassung ihrer Arbeitsbestimmungen, mahnt er. Das sei sowohl eine Aufgabe der Personalentwicklung als auch eine Technologie-Initiative.

So gibt Tinker zu bedenken, dass nächtliche Mails des Firmenvorstands die Mitarbeiter unter Druck setzen. Sie können solche Nachrichten als inakzeptable Störung ihres Privatlebens empfinden.

In puncto BYOD (Bring your own Device) rät Tinker zu einem finanziellen Ausgleich. Grundsätzlich sollten alle Mitarbeiter die Tools benutzen können, die sie für am besten geeignet halten. (CIO.de/mb)