Eigenen Geschäftsbereich für Web-Aktivitäten gegründet

General Motors stellt vor: Das Auto mit Internet-Zugriff

03.09.1999
FRAMINGHAM (IDG) - Bei General Motors Corp., Detroit, Michigan, kümmert sich ab sofort eine neue, e-GM genannte Division um alle Internet-bezogenen Vorhaben des Unternehmens. Zudem kündigte der Automobilriese an, er werde im kommenden Monat das "Web-Auto" vorstellen: einen Pkw mit sprachgesteuertem Web-Zugriff.

Durch das Internet hofft General Motors (GM), seine Verkaufszahlen zu erhöhen, seine Entwurfszyklen zu halbieren und die Fertigungskosten um mindestens ein Zehntel kürzen zu können. Kein Wunder, daß der Automobilriese, der im vergangenen Jahr 160 Milliarden Dollar umsetzte, das Netz der Netze als ein wett-bewerbsrelevantes Thema betrachtet. Um die unterschiedlichen Internet-Aktivitäten zu einer schlagkräftigen Strategie zu bündeln, hat er e-GM gegründet.

Der neue Unternehmensbereich zählt zunächst 300 Köpfe. Zu seinen Aufgaben gehört es, die bestehenden E-Commerce- und Internet-Ansätze - einschließlich Forschung und Entwicklung, Fertigung, Verkauf und Finanzierung - unter einen Hut zu bringen sowie neue Web-Anwendungen für GM-Fahrzeuge und -Fertigungsstätten zu stricken. Auf diese Weise soll e-GM in den kommenden fünf Jahren fünf Milliarden Dollar Umsatz erzeugen. "Indem wir es dieser Gruppe ermöglichen, all ihre Energie auf das E-Business zu konzentrieren, ist es uns möglich, uns mit derselben Geschwindigkeit zu bewegen wie das Internet", erläutert der frischgebackene e-GM-Chef Mark Hogan.

Der Konkurrenz zuvorkommen will der Automobilkonzern mit dem Web-Auto, das er im kommenden Monat auf den Markt bringen will. Es soll dem Fahrer ermöglichen, über gesprochenes Wort auf das Internet zuzugreifen. Die technische Grundlage für diese Möglichkeit bildet das GM-eigene Kommunikationssystem "Onstar", ein satellitenbasierter Service, der beispielsweise als Navigationssystem dienen oder einen Notfallalarm auslösen kann.

Onstar ist derzeit in 31 GM-Modellen verfügbar, darunter die Cadillac-Linie, und wird laut Anbieter von 75000 Autofahrern genutzt. Die Internet-Option soll noch in diesem Jahr käuflich zu erwerben sein und wird voraussichtlich ab Ende 2000 in einigen Modellreihen zur Standardausrüstung gehören. Dadurch hofft der Automobilausrüster, die Zahl der "Onstar"-Abonnenten auf über eine Million zu heben - ein durchaus realistisches Vorhaben angesichts der wachsenden Anzahl von Kopfarbeitern, die ihr Auto auch als mobiles Büro betrachten.

Daneben bemüht sich GM auch darum, seine laufenden Internet-Projekte auszubauen. Dazu müssen die bestehenden, aufgrund der Markenvielfalt noch sehr heterogenen Systeme miteinander in Einklang gebracht werden. "Wir haben viele verschiedene Produkte; wir verkaufen Teile, Fahrzeuge und Finanzierungen über das Internet", erläutert Ralph Szygenda, Chief Information Officer (CIO) der General Motors Corp. "Was wir jetzt tun wollen, ist, diese Dinge unter einem einzigen Rechnungsstellungs-System zusammenzufassen." Im Endeffekt soll dann jeder Kunde über das zentrale GM-Portal alle für ihn relevanten Daten abrufen können.

Recht weit gediehen ist bereits das Web-basierte "Buypower"-Projekt. Damit können die GM-Kunden die aktuellen Lagerbestände der Händler nach dem gewünschten Fahrzeug durchforsten. Vor zwei Jahren in Angriff genommen, umfaßt das System bereits sämtliche 6000 US-Händler. In den kommenden Monaten sollen die 9000 Verkaufsstellen außerhalb der Vereinigten Staaten ebenfalls angeschlossen werden.

"Es ist ja nicht so, als wäre der Startschuß für diese Technologie erst gestern gefallen", konstatiert Szygenda. "Wir haben unsere Niederlassungen in Nord- und Lateinamerika sowie die CIOs in der ganzen Welt bereits seit längerem daran arbeiten lassen. Aber das wurde nicht an die große Glocke gehängt."