Predix Cloud

General Electric entwickelt eine Plattform für das Internet of Things

12.08.2015
Von 
Martin Bayer ist Chefredakteur von COMPUTERWOCHE, CIO und CSO. Spezialgebiet Business-Software: Business Intelligence, Big Data, CRM, ECM und ERP.
General Electric hat die "Predix Cloud" vorgestellt, eine Platform as a Service (PaaS), die speziell auf die Analyse von Industriedaten ausgelegt ist. Damit meldet der Siemens-Konkurrent seine Ansprüche im wachsenden IoT-Markt an.

General Electric will seine Position im Markt für IoT- und Industrie-4.0-Lösungen stärken. Dafür hat der US-Konzern mit "Predix" einen PaaS-Dienst in der Public Cloud eingeführt. Die Cloud-Lösung ist Unternehmensangaben zufolge speziell dafür ausgelegt, Maschinendaten aus der Industrie zu sammeln und auszuwerten. Dabei sei man in der Lage, vielfältige Datentypen in großer Menge zu verarbeiten und gleichzeitig eine hoch­sichere Cloud-Umgebung anzubieten. "Mit der Predix Cloud bietet GE einen neuen Service-Level für die industrielle Welt", preist CEO Jeffrey Immelt den neuen Dienst an. Ein stärker digitalisiertes Krankenhaus könne eine bessere Gesundheitsversorgung bieten, digitalisierte Fabriken könnten in kürzerer Zeit mehr Produkte fertigen, behauptet der Manager.

General Electric entwickelt eine Plattform für das Internet of Things
General Electric entwickelt eine Plattform für das Internet of Things
Foto: General Electric

Die Predix-Plattform soll als Schaltzentrale für die industrielle Cloud und eine damit verbundene App-Economy in Position gebracht werden. GE hofft offenbar, möglichst viele Entwickler für sein PaaS-Angebot begeistern zu können. Diese sollen auf der Basis von Predix Industrie-Apps entwickeln können, mit deren Hilfe Unternehmen ihre Maschinen und Fabriken effizienter betreiben könnten, beschreibt Harel Kodesh, Vice President und General Manager für Predix im Softwarebereich von GE, seine Pläne. Der US-Konzern kündigte an, seine Cloud offen gestalten und auf die Zusammenarbeit mit Part­nern setzen zu wollen. Der Erfolg des industriellen Internets hänge von einem funktionierenden Partner-Ökosystem ab, hieß es in einer offiziellen Mitteilung. CEO Immelt sagte zudem, man werde mit den Anwenderunternehmen zusammenarbeiten, um kundenspezifische Lösungen zu entwickeln.

Allianzen sollen Predix unterstützen

Die Amerikaner arbeiten bereits seit Längerem an Predix. Im vergangenen Jahr wurden dafür Allianzen mit Intel und Cisco vereinbart - in erster Linie, um "Predix-ready"-Funktionen in Prozessorarchitekturen sowie Netzequipment zu verankern. GE zufolge kann Predix als eigenständiger Cloud-Stack, aber auch auf Basis anderer Cloud-Fabrics laufen, sofern Kunden dies wünschten. Das Angebot basiert auf Pivotals PaaS-Architektur "Cloud Foundry". GE hatte zuvor bereits über 100 Millionen Dollar in das Joint Venture von EMC und VMware investiert. Der US-Konzern kündigte an, ab dem vierten Quartal dieses Jahres die eigenen Software- und Analytics-Lösungen auf Predix zu migrieren. Ab 2016 soll der Cloud-Service für andere Kunden verfügbar sein.

Die Erwartungen des GE-Managements an Predix sind hoch. Der Konzern will weiter in seine Softwareentwicklung investieren. Für 2014 standen GE-Angaben zufolge Softwareumsätze von rund vier Milliarden Dollar zu Buche. Im laufenden Jahr rechnet man in der Konzernzentrale in Fairfield, Connecticut, mit etwa sechs Milliarden Dollar. GE geht davon aus, dass in den kommenden fünf Jahren die Unternehmen weltweit 60 Billionen Dollar in die Modernisierung ihrer Infrastruktur stecken werden. 2020 würden mehr als 50 Milliarden Maschinen und Geräte via Internet vernetzt sein. Angesichts dieser Zahlen versuchen derzeit eine Reihe von Anbietern, ihre Claims im Markt für IoT- und Industrie-4.0-Lösungen abzustecken. Dazu zählt auch GE-Konkurrent Siemens.

Siemens bastelt an "Industry Cloud"

Bereits im Frühjahr dieses Jahres hatte Siemens eine offene Cloud-Plattform für die Analyse großer Datenmengen in der Industrie angekündigt. Die "Industry Cloud" der Münchner gleicht dem Predix-Angebot von GE. Siemens baut mit der Cloud-Erweiterung seine bereits 2014 vorgestellten "Plant Data Services" weiter aus. Technische Grundlage dafür bildet die SAP HANA Cloud. Der Konzern nutzt die Plattform für sein eigenes Portfolio beispielsweise rund um die Themen Predictive Maintenance, Asset- und Energiedaten-Management.

Mit "Asset Analytics" könnten ­Unternehmen beispielsweise die Verfügbarkeit von Maschinen, Produktionslinien sowie ganzen Anlagen durch kontinuierliches Online-Monitoring verbessern, stellt der Konzern seinen Kunden in Aussicht. Darüber hinaus gibt es im Rahmen der Industry Cloud ein Platform-as-a-Service-(PaaS-)Angebot, mit dessen Hilfe Drittanbieter eigene Applikationen für die Siemens-Cloud entwickeln können.

OEMs und Entwickler könnten Siemens zufolge über offene Schnittstellen auf die Plattform zugreifen und diese für eigene Dienstleistungen und Analysen nutzen. So soll nach dem Willen der Siemens-Verantwortlichen ein offenes IT-Ökosystem entstehen. "Mit dem Aufbau der neuen Cloud-Plattform treiben wir die Digitalisierung der Automatisierung entschieden voran", sagte Klaus Helmrich, Vorstandsmitglied von Siemens. Services für die Analyse von Daten seien ein wichtiger Bestandteil der eigenen Digital-Enterprise-Strategie. Seit Frühjahr steckt die Industry Cloud von Siemens in der Pilotphase und soll noch im Laufe des Jahres weiteren Kundengruppen zugänglich gemacht werden.