Gast-Kommentar

Gemischte Aussichten der Chipaktien am Neuen Markt

24.08.2001
Es könnte kaum schlimmer kommen: Überkapazitäten zwingen Chiphersteller zu Preiszugeständnissen, zusätzlich vermiesen rückläufige Absatzzahlen die Ergebnisse der Halbleiterproduzenten. Von Wolfgang Braun*

Auch die drei am Neuen Markt notierten Chiphersteller Micronas, Dialog und Elmos bleiben vom schlechten Branchenumfeld nicht verschont. Wie die Mitte August vorgelegten Halbjahreszahlen aber zeigen, sind die drei Unternehmen nicht gleich stark von der Branchenschwäche betroffen.

Am schlechtesten steht derzeit die Dialog Semiconductor AG da. Das süddeutsche Unternehmen stellt Chips für Mobiltelefone her und leidet damit neben der Krise in der eigenen Branche zusätzlich unter der schwachen Handy-Nachfrage. Im ersten Halbjahr 2001 musste Dialog einem Umsatzeinbruch im Vergleich zum Vorjahr von 39 Prozent auf 56,1 Millionen Euro verkraften. Sonderabschreibungen auf Lagerbestände in Höhe von 10,7 Millionen Euro führten zu einem operativen Verlust von 14,3 Millionen Euro. Im ersten Halbjahr 2000 erzielte das Unternehmen noch einen operativen Gewinn von 16,3 Millionen Euro.

Stark betroffen ist auch die Schweizer Micronas Semiconductor AG, die vorwiegend Halbleiter und Sensoren für den Bereich Unterhaltungselektronik (TV, Video, Radio) herstellt. Darüber hinaus erwirtschaftete Micronas im ersten Halbjahr 2001 rund 13 Prozent des Gesamtumsatzes mit der Chipproduktion für den Automobilbereich.

In den ersten sechs Monaten dieses Jahres belief sich der Gesamtumsatz auf 187,2 Millionen Euro - eine Steigerung von 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Akquisitions- und währungsbereinigt gingen die Erlöse allerdings um zwölf Prozent zurück. Auch der Betriebsgewinn reduzierte sich um 16 Prozent auf 27,4 Millionen Euro, der Vorsteuergewinn halbierte sich auf 15,1 Millionen Euro.

Firmenwerte schrumpfenNeben diesem rückläufigen Ergebnis im ersten Halbjahr schwebt ein weiteres Damoklesschwert namens Goodwill-Abschreibung über dem Unternehmen. Im November vergangenen Jahres hatten die Eidgenossen die Infrarotsparte der Siemens-Tochter Infineon übernommen. Da sich der Marktwert von Hightech-Beteiligungen in den vergangenen Monaten jedoch drastisch reduziert hat, drohen dem Unternehmen hierdurch noch außerplanmäßige Abschreibungen auf den Firmenwert.

Vergleichweise gut läuft es dagegen bei der Elmos AG. Das Unternehmen stellt vor allem Chips für die Fahrzeugbranche her und konnte zuletzt von den guten Absatzzahlen der Autobauer profitieren. Zudem nimmt der Elektronikanteil in modernen Automobilen - gerade in gehobenen Klassen - mit jeder neuen Fahrzeuggeneration weiter zu. Daher konnten die Dortmunder im ersten Halbjahr dieses Jahres gegen den schwachen Trend der Halbleiterindustrie ihre Erlöse um zehn Prozent auf 58 Millionen Euro steigern. Der Halbjahresüberschuss legte ebenfalls leicht auf 8,6 Millionen Euro oder 0,44 Euro je Aktie zu. Dennoch rechnet auch Elmos damit, dass der Umsatz 2001 nun 115 Millionen Euro statt der geplanten 115 bis 120 Millionen Euro betragen wird.

Auf die Branche kommt es anFazit: Die beschriebenen Neue-Markt-Unternehmen sind stark von der Entwicklung in den jeweiligen Branchen abhängig. Von einer anhaltend stabilen Nachfrage nach Neufahrzeugen dürfte Elmos weiter profitieren, bei Micronas könnte sich ein Auftrieb der Unterhaltungselektronik im Weihnachtsgeschäft positiv auf den Geschäftsverlauf niederschlagen. Bei Dialog dagegen ist erst bei einer Erholung der Handy-Branche mit einer Belebung des Geschäfts zu rechnen.

*Wolfgang Braun ist Redaktionsleiter Neuer Markt bei der Stock-World Media AG in Leverkusen.