Gemeinsame CPU geplant Bull und NEC moechten bei den Mainframes staerker kooperieren

20.05.1994

Von CW-Mitarbeiter Lorenz Winter

Der Pariser Computerfabrikant Groupe Bull und der bei ihm mit 4,4 Prozent beteiligte japanische NEC-Konzern wollen voraussichtlich im Juni 1994 eine engere Kooperation im Bereich Grossrechner vereinbaren. "Vorbereitende Gespraeche dazu laufen bereits ", erlaeuterte Francis Ackermann, Leiter der Bull-Division Enterprise Servers.

Eigentlich sollte die Kooperation erst im Juli offiziell verkuendet werden. Jetzt meldet die japanische Wirtschaftszeitung "Nihon Keizai Shimbun", dass die Unterzeichnung bereits fuer Anfang Juni angesetzt ist. Die Zusammenarbeit erstrecke sich auf die Nachfolgemodelle der heutigen Grossrechner und die Entwicklung einer gemeinsamen CPU.

Bei Mainframes befindet sich Bull schon seit geraumer Zeit in einem Dilemma. Diese Sparte arbeitet wie die Wartung derzeit rentabel - beide sorgen zusammen fuer rund eine Milliarde Mark Plus -, doch schmelzen die Umsaetze laut Ackermann jaehrlich um zehn Prozent ab. Das wiederum drueckt die Rohmargen, so dass sich absehen laesst, wann das Unternehmen auch hier an den Rand der roten Zahlen geraet.

Noch grosses Interesse am Mainframe-Geschaeft

Die Grossrechner tragen mit umgerechnet gut zwei Milliarden Mark vorlaeufig immer noch ein Viertel zu dem Gesamtumsatz bei, so dass Bull grosses Interesse an dem Geschaeftszweig hat, obwohl es dort genau wie NEC weltweit nie ueber einen verschwindend geringen Marktanteil hinauskam.

Kooperation und eventuell sogar die Zusammenlegung von Teilen der Baureihen beider Unternehmen bietet sich also aus Kostengruenden an. Tatsaechlich verabredeten Franzosen und Japaner Ende 1993 schon einmal, dass Bull kuenftig die DPS-7000-Maschinen im Auftrag von NEC bauen solle. Als sich aber der groesste einheimische Kunde der Japaner gegen den Plan aussprach, stieg NEC aus.

Trotzdem haelt Ackermann bei Grosssystemen eine moeglichst enge Zusammenarbeit zwischen Paris und Tokio fuer unerlaesslich - "vom Design, ueber die Fertigung bis zum Vertrieb". Denn sonst koenne man die Rohmargen in diesem Geschaeftszweig nicht halten. Bei dem Modell DPS 9000 duerften dieser Absicht kaum Hindernisse im Weg stehen. Bei DPS 7000 will Bull nach den enttaeuschenden Erfahrungen vom Vorjahr dagegen zunaechst lieber eine Politik der kleinen Schritte verfolgen und NEC die Standardisierung von CPUs und Betriebssoftware vorschlagen, ehe erneut der Versuch unternommen wird, ein gemeinsames Modell zu entwickeln.