Geistesblitze: „Ich hab´s!“

20.03.2002
Von 
Ingrid Weidner arbeitet als freie Journalistin in München.
„Erfindungen bestehen zu einem Prozent aus Inspiration und zu 99 Prozent aus Schweiß“, meinte Thomas Alva Edison. David Perkin geht in „Geistesblitze. Innovatives Denken lernen“, der Frage nach, wie Kreativität entsteht und ob sich innovatives Denken lernen lässt.

Dafür holt der Autor weit aus und erklärt beispielsweise das „Heureka-Erlebnis“ von Archimedes: Dieser entdeckte, in der Badewanne sitzend, das physikalische Gesetz der Hydrostatik. Auch die Anekdote von Gutenbergs Geistesblitz anlässlich eines Weinfestes, die der Erfindung der Druckerpresse zu Grunde liegt, zeigt, wie bahnbrechende Erfindungen scheinbar ganz nebenbei gemacht wurden. Im Nachhinein scheinen die großen Innovationen mitunter ganz banale Ursachen zu haben. Allerdings zeigt Perkin mit den prominenten Beispielen auch, wie schwierig gerade die scheinbar einfachen Erklärungen sind, die geniale Erfindungen ermöglichten.

Sollten sich manche Leser schon als künftige Nobelpreisträger sehen, ist es ratsam, wenn sie ihr Können zunächst einmal an den Denksportaufgaben zu jedem Kapitel erproben. Die eingestreuten Rätsel lockern die zitierten Beispiele aus Naturwissenschaft und Kulturgeschichte auf und ermuntern die Leser, ihre eigenen, eingefahrenen Denkmuster zu durchbrechen und selbst den Sprung in die Welt der ungewöhnlichen Ideen zu wagen.

Der promovierte Mathematiker und stellvertretende Direktor des Think Tank „Project Zero“ an der Havard Graduate School of Education braucht keine platten Superlative, um die Leser bei der Stange zu halten. Den ein wenig überschwänglichen Titel hätte sich der Verlag deshalb durchaus sparen können, denn der Mathematiker versteht es, den Ehrgeiz des neugierigen Lesers mit einer gelungenen Mischung aus wissenschaftlichen Abhandlungen zu kombinieren.

Selbst wenn die Leser das Buch „Geistesblitze. Innovatives Denken lernen“ Übung für Übung durcharbeiten, sollten sie die Versprechungen des Verlages nicht wörtlich nehmen, denn sie können nach der Lektüre wohl kaum auf ähnliche Geniestreiche hoffen wie Einstein und Kollegen. Aber selbst wenn die Ankündigungen nicht in Erfüllung gehen, die Lektüre lohnt sich auf jeden Fall.

David Perkins: Geistesblitze. Innovatives Denken lernen mit Archimedes, Einstein & Co. Campus Verlag, Frankfurt/New York, 2001, 264 Seiten, 21,50 Euro. ISBN 3-593-36669-X.