Personaler aufgepasst

Gehen Sie Bewerbern nicht auf den Leim

17.12.2010
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Renate Oettinger war Diplom-Kauffrau Dr. rer. pol. und arbeitete als freiberufliche Autorin, Lektorin und Textchefin in München. Ihre Fachbereiche waren Wirtschaft, Recht und IT. Zu ihren Kunden zählten neben den IDG-Redaktionen CIO, Computerwoche, TecChannel und ChannelPartner auch Siemens, Daimler und HypoVereinsbank sowie die Verlage Campus, Springer und Wolters Kluwer. Am 29. Januar 2021 ist Renate Oettinger verstorben.

Gesprächsleitfaden entwerfen

Eine weitere Ursache von Fehlbesetzungen ist: Auf die Personalauswahlgespräche und deren Vorbereitung wird oft zu wenig Sorgfalt verwendet. So werden Vorstellungsgespräche zum Beispiel häufig zwischen zwei Termine "gequetscht" und die Bewerbungsunterlagen vorab nur eines flüchtigen Blicks gewürdigt. Oft entwickeln die Verantwortlichen auch keinen Gesprächsleitfaden. Ein solches Strukturieren und Standardisieren der Gespräche ist aber wichtig - unter anderem damit die Interviewer die Bewerber anschließend vergleichen können.

Auswahlgespräche sollten wie folgt aufgebaut sein: Nach dem kurzen Smalltalk, der auf die Begrüßung folgt, sollten Sie den Kandidaten zunächst bitten, sich kurz vorzustellen und seinen beruflichen Werdegang zu schildern. Danach sollten Sie Fragen zum Lebenslauf stellen. Zum Beispiel: "Warum wählten Sie den Studienschwerpunkt ...?" "Warum wechselten Sie nach drei Jahren den Arbeitgeber?" "Warum entschieden Sie sich ...?"

Aussagen hinterfragen

Ist der Lebenslauf abgeklopft, sollten Sie die speziellen beruflichen Erfahrungen und Fähigkeiten des Bewerbers erkunden. Zum Beispiel mit Fragen wie: "Vor welchen speziellen Herausforderungen standen Sie bei Ihrer Arbeit als ...?" "Was haben Sie bei den Projekten, die Sie durchgeführt haben, gelernt?" Danach sollten Sie ermitteln, was für ein Typ der Bewerber ist und welches Selbstbild er von sich hat.

Vermeiden Sie hierbei Standardfragen wie "Was sind Ihre Stärken und Schwächen?" Darauf haben die meisten Bewerber vorgefertigte Antworten parat. Weniger verfälschte Antworten erhalten Sie auf Fragen wie: "Wenn Sie Ihr Chef wären, wie würden Sie sich beschreiben?" Doch Vorsicht: Geben Sie sich nicht mit so allgemeinen Antworten wie "Ich bin entscheidungsstark" zufrieden. Fragen Sie nach: In welchen Situationen zeigt sich das? Wenn es um Neuanschaffungen geht? Oder wenn es um das Treffen und Verkünden von Entscheidungen geht, die "schmerzhaft" sind?