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Geheimwissen Karriere

24.03.2012
Von Uta Nommensen
Wer im Job ganz nach oben will, sollte sich mit den Hierarchieebenen im Unternehmen auskennen oder wissen, wie man Gehaltsforderungen stellt. Doch damit kennen sich nur wenige aus.
Geheimwissen Karriere: Erschreckend wenig Arbeitnehmer wissen, wie sie in ihren Unternehmen Karriere machen können.
Geheimwissen Karriere: Erschreckend wenig Arbeitnehmer wissen, wie sie in ihren Unternehmen Karriere machen können.
Foto: Jeremias Münch_ Fotolia. com

Arbeitnehmer in Deutschland besitzen ein erschreckend lückenhaftes Wissen darüber, wie man in Unternehmen erfolgreich Karriere macht. Dies ist das überraschende Ergebnis einer aktuellen Studie des Karriere-Experten Christoph Burger. Egal ob es um Gehaltsforderungen geht, um die Beachtung von Hierarchien oder um die Flexibilität bei der Job-Suche - die richtigen Antworten auf wesentliche Karrierefragen kennt der Untersuchung zufolge nur eine schmale Minderheit.

Mit insgesamt 40 Fragen klopfte Christoph Burger das Basis-Know-how für die Karriere ab. Selbst der beste Teilnehmer konnte lediglich 65 Prozent gestellten Fragen beantworten. Im Durchschnitt waren es gerade mal 41 Prozent. Dabei waren die anonym getesteten Personen fachlich äußerst kompetent: Zwei von drei hatten Führungserfahrung und knapp die Hälfte brachte einen professionellen Bezug zu Karrierethemen mit - und arbeitete beispielsweise als Jobcoach oder Mitarbeiter einer Personalabteilung.

Der erste Führungsjob kommt vor der Führungsschulung

Wer erst auf eine Schulung wartet, bevor er Personalverantwortung übernehmen will, könne lange auf eine Karriere warten, meint Christoph Burger.
Wer erst auf eine Schulung wartet, bevor er Personalverantwortung übernehmen will, könne lange auf eine Karriere warten, meint Christoph Burger.
Foto: Christoph Burger

Beispielsweise sollten die Befragten beurteilen, ob man in der Regel auf einen Führungsjob vorbereitet wird. Fast alle nahmen an, daran erkenne man ein gutes Unternehmen. Lediglich 13 Prozent lagen richtig: "In der Realität kommt der erste Führungsjob meist deutlich vor der ersten Führungsschulung. Manche ergreifen die sich bietenden Chancen. Wer dagegen erst eine Schulung fordert, bevor er Personalverantwortung übernimmt, wird wohl ewig auf die Karriere warten", erläutert Burger die Praxis.

Selbst das Verständnis dafür, wie Firmen-Hierarchien funktionieren, fehlt Deutschlands Arbeitnehmern heutzutage. Die klare Mehrzahl der Studienteilnehmer nimmt an, sie könnten am Chef vorbei Karriere machen. "Karrierewillige Mitarbeiter sollten sich eher am wahren Nutzen für ihr Unternehmen orientieren als an ihren schlechten Chefs", hieß es in einer Aussage. Die Mehrheit stimmte idealistisch, aber leider ziemlich naiv zu. Lediglich acht Prozent lehnten das Übergehen des Chefs - richtigerweise - ab. Laut Burger, der Lehrbeauftragter für Karrierefragen an der Universität Mannheim ist, gilt nach wie vor eine ziemlich klassische Grundbedingung für fast jede Karriere: "Der Chef hat das letzte Wort, weil er seinen Bereich verantwortet. Das erfordert von den Mitarbeitern keine blinde menschliche Unterordnung, wohl aber ein Verständnis für die Hierarchie."

So wird man zum Top-Verdiener

Eine andere Aussage des Tests war: "Wer mehrmals befördert wird, wird automatisch zum Top-Verdiener." Lediglich zwölf Prozent lagen richtig und stimmten zu. Christoph Burger dazu: "Ein Vorgesetzter verdient immer mehr als seine Mitarbeiter. Wer also mehrmals befördert wird, steigert sein Gehalt automatisch sehr deutlich über den Schnitt - das gilt letztlich auch dann, wenn das Startgehalt recht niedrig war. Führungsverantwortung und Beförderung zahlen sich aus."

Falsch eingeschätzt wurde auch das Thema Ausland. "Auslandsaufenthalte sind in aller Regel ein geeignetes Mittel, um die Karriere zu fördern", nahmen die meisten an - und lagen damit prompt falsch. "Denn ein Auslandsaufenthalt kann die Karriere durchaus auch hemmen", meint Burger. "Beispielsweise, wenn er zu lange andauert und es keinen Rückkehrplan gibt." Sein Fazit: "Das Wissen über Karrierefragen nimmt man offensichtlich nicht nebenbei mit, etwa während der eigenen Führungspraxis. Es muss gezielt erworben werden."

"Karriere ohne Schleimspur" von Christoph Burger, jetzt im Handel.
"Karriere ohne Schleimspur" von Christoph Burger, jetzt im Handel.
Foto: Linde Verlag

Die Studie ist Bestandteil der neusten Buchproduktion Christoph Burgers. Sein Titel "Karriere ohne Schleimspur - Wie Sie Charakter zeigen und trotzdem Erfolg haben", erschien Ende Februar 2012 im Linde Verlag. Darin zeigt der Experte, der seine Praxis in Herrenberg bei Stuttgart unterhält, zeitgemäße Wege auf, Karriere und Privatleben in Einklang zu bringen. (kf)