Gehälter: Starkes Plus für IT-Führungskräfte

10.02.2011
Um 5,2 Prozent sind die Einkommen von IT-Managern gestiegen. Das ergab die aktuelle Vergütungsstudie von Personalmarkt und der COMPUTERWOCHE.

Nach zwei Jahren Durststrecke und angesichts eines erwarteten Fachkräftemangels, starker Konjunktur und guter Stimmung dürfen sich die IT-Entscheider wieder freuen - zumindest was den pekuniären Teil ihres Jobs angeht, und der soll ja nicht der unwichtigste sein. Die Gehälter steigen so stark wie seit Jahren nicht mehr, hat die Vergütungsberatung Personalmarkt in einer von der Computerwoche in Auftrag gegebenen Studie errechnet.

Tim Böger, Geschäftsführer des Hamburger Dienstleisters und Projektleiter der Untersuchung, ist zuversichtlich: "Die Konjunktur läuft heiß, und ich bin sicher, dass die Mitarbeiter auch in diesem Jahr nochmals mit einem kräftigen Zuwachs rechnen können." Zu Recht, sagt Böger, denn die Realeinkommen seien zwischen 2002 und 2010 so gut wie nicht gestiegen.

Richtig sei aber auch, dass die Firmen an den Grundgehältern nur wenig schrauben, das heißt, dass diese eher moderat ansteigen. Draufgepackt werde in erster Linie beim variablen Anteil. Laut Böger sind Vergütungsmodelle mit leistungsabhängigen Komponenten weit verbreitet. Über 70 Prozent der Firmen setzen bereits auf erfolgsabhängige Einkommenselemente.

Bereichsleiter in Banken haben gut lachen

Was sich in den letzten Jahren so gut wie nicht verändert hat, ist, dass die Unternehmensgröße das Gehalt stark beeinflusst. Bestes Beispiel dafür sind die Bereichsleiter. In großen Anwenderunternehmen - etwa in der Bankenwelt - hat ein IT-Bereichsleiter im Durchschnitt 227.000 Euro Jahreseinkommen (inklusive Boni, die bei ihm derzeit rund 50.000 Euro ausmachen). In Softwarehäusern erreichen die Bereichsfürsten dagegen lediglich ein Salär von 164.000 Euro.

Abteilungsleiter verdienen im Durchschnitt deutlich weniger als IT-Bereichsleiter. Besonders krass ist das Gefälle in der Bankenwelt, wo der Abteilungsleiter mit einem alles enthaltenden Zielgehalt von 109.500 Euro nicht halb so viel wie ein Bereichsleiter verdient. Personalmarkt hat als variablen Anteil bei den Abteilungsleitern durchschnittliche 15 Prozent errechnet.

Zehn Prozent Bonus

Kleiner fallen die Gehaltsunterschiede zwischen Bereichs- und Abteilungsleitern in der Automobilindustrie aus, wo der IT-Abteilungschef fast 100.000 Euro Jahresgehalt nach Hause trägt und damit rund 80.000 Euro weniger verdient als sein direkter Chef. Noch geringer, aber immer noch hoch ist die Differenz zwischen diesen beiden Positionen in Systemhäusern: Hier liegen etwa 60.000 Euro zwischen den Hierarchiestufen (siehe Grafik "Was IT-Chefs verdienen").

Der Gruppenleiter, der direkt unterhalb des Abteilungsleiters steht, bewegt sich mit seinem Jahreszielgehalt - also Grundgehalt und Prämien - im Durchschnitt zwischen 60.000 Euro bei Beratungs- und Sys- temhäusern und 76.400 Euro in Banken. Auf dieser Hierarchieebene fallen die leistungsbezogenenen Anteile kleiner aus: Gruppenleiter werden nur zu etwa zehn Prozent variabel entlohnt, wie Personalmarkt errechnet hat.

Eine Einheit für sich bilden die Projektleiter, die sich in der Regel hierarchisch zwischen Abteilungs- und Gruppenleitern bewegen, gehaltlich aber in den letzten Jahren mächtig aufgeholt haben und nun in der Regel mehr verdienen als Gruppenleiter. Das ist nachvollziehbar, denn angesichts der Zunahme von Projekten in allen Größen und Schwierigkeitsstufen darf sich gelegentlich auch schon ein eingearbeiteter Anfänger als Projektleiter bezeichnen, genauso wie ein erstklassiger SAP-Experte, der sich gehaltlich manchmal auf Geschäftsführer- oder Bereichsleiterniveau bewegt.

Projektleiter verdienen 2011 je nach Branche zwischen drei und fünf Prozent mehr als im Vorjahr. Spitzenreiter ist der Projektleiter in Banken mit 86.200 Euro (Vorjahr 82.200 Euro). Das Schlusslicht arbeitet im Softwarehaus, wo durchschnittlich 64.000 Euro (Vorjahr 62.000 Euro) zu verdienen sind.

Vertriebler im Aufwind

Auf der Überholspur befinden sich Verkäufer, die mit einem Plus von sieben Prozent nach Hause gehen. So erreicht ein Vertriebsleiter in der IT-Industrie ein Zielgehalt, also die Summe aus festem und variablem Anteil, von 131.000 Euro (Vorjahr 122.000 Euro), wobei der variable Anteil etwa 40 Prozent ausmacht. In diesem Jahr lässt sich feststellen, dass die Vergütung für Verkäufer in Unternehmen ab 1000 Mitarbeitern um 8,5 Prozent auf 176.000 Euro gestiegen ist. Ebenfalls zufrieden dürften die Sales-Verantwortlichen in kleinen Softwarehäusern sein. Hier beträgt das Plus fünf Prozent - das entspricht einem Durchschnittslohn von 107.500 Euro.

München vor Frankfurt

In einer Sonderauswertung hat Personalmarkt ermittelt, dass IT-Manager - und damit sind alle IT-Führungsfunktionen im Querschnitt gemeint - in einem Unternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern 76.980 Euro im Jahr verdienen. In Konzernen mit über 20.000 Mitarbeitern sind es dagegen 110.580 Euro. Untersucht wurde auch, in welcher Stadt die höchsten Gehälter gezahlt werden.

Hier führt München (16,5 Prozent über dem Durchschnitt) vor Frankfurt am Main (15,5 Prozent), Stuttgart (11,7 Prozent), Düsseldorf (11,6), Hamburg (8,1) und Köln (acht Prozent). Einen halben Prozentpunkt unter dem Durchschnitt liegt Berlin.

von Hans Königes

Zur Methode

Personalmarkt hat Höhe und Struktur der Gehälter von 32 Funktionen ausgewertet. Innerhalb einer Funktion wurde weiterhin nach Anspruchsstufen differenziert: IT-Berater etwa sind vom einfachen Consultant bis hin zum Manager mit Personalverantwortung analysiert worden. Alle Funktionen wurden unterschiedlichen Firmengrößen zugeordnet. Personalmarkt hat das Gesamt- und das Grundgehalt sowie alle Nebenleistungen berechnet.

Typische Gehälter

1. Bereichsleiter SAP-Beratung

Alter: 43 Jahre.

Ausbildung: Diplominformatiker (Universität).

Unternehmen: IT-Systemhaus.

Region: Raum Frankfurt am Main.

Prämie: 22.000 Euro.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 152.800 Euro.

2. Gruppenleiter Infrastruktur

Alter: 36 Jahre.

Ausbildung: Diplominformatik (Universität).

Unternehmen: IT-Systemhaus.

Region: Berlin.

Prämie:18.000 Euro.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 116.000 Euro.

3. Projektleiter

Alter: 41 Jahre.

Ausbildung: Diplominformatik (Universität).

Unternehmen: Lebensmittelproduzent.

Region: Nürnberg.

Prämie: 12.000 Euro.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 102.000 Euro.

4. Abteilungsleiterin Softwareentwicklung

Alter: 44 Jahre.

Ausbildung: Diplominformatik (Universität).

Unternehmen: Systemhaus.

Region: München.

Prämie: 9000 Euro.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 98.000 Euro.

5. IT-Leiter

Alter: 46 Jahre.

Ausbildung: Diplominformatik (Universität).

Unternehmen: Unternehmensberatung.

Region: Frankfurt am Main.

Prämie: keine.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 162.000 Euro.

6. Projektleiter

Alter: 46 Jahre.

Ausbildung: IT-Systemkaufmann.

Unternehmen: Maschinenbau.

Region: Ostwestfalen (bei Bielefeld).

Prämie: 9500 Euro.

Jahresgehalt (ohne Prämie): 98.000 Euro.