Gegenseitige Lizenzierung von SOM und Domf vereinbart Auch in puncto Objekttechnik wollen IBM und HP kooperieren

18.06.1993

SAN FRANZISKO (IDG) - IBM und Hewlett-Packard (HP) werden das System Object Management (SOM) und die Distributed Object Management Facility (Domf) aneinander anpassen, um die Entwicklung von interoperablen Anwendungen zu ermoeglichen. Das meldete die CW- Schwesterpublikation "Computerworld" in ihrer juengsten Ausgabe.

Wie das US-Blatt bereits vor der offiziellen Ankuendigung in Erfahrung bringen konnte, wird Hewlett-Packard Komponenten der IBM-Technologie SOM in Lizenz erwerben. Im Gegenzug lizenziert HP Teile seiner unter dem Kuerzel Domf vermarkteten Implementierung der Common Object Request Broker Architecture (Corba) an Big Blue. Indem die beiden Anbieter ihre Objektmodelle miteinander in Einklang bringen, versetzen sie Third-party-Entwickler in die Lage, in beiden Umgebungen lauffaehige Applikationen zu schreiben.

Ausserdem wird IBM, so munkeln die Brancheninsider, in Kuerze einen Werkzeugkasten fuer SOM und Distributed SOM (DSOM) ankuendigen. Das Toolset, mit dessen Freigabe im Herbst dieses Jahres zu rechnen sei, enthalte eine Reihe von Domf-Diensten.

Darueber hinaus sei IBM mit weiteren Anbietern im Gespraech, beispielsweise mit Sun Microsystems. "Wenn IBM mit HP arbeitet, dann ist Sun nicht weit," orakelt John Rymer,

Analyst bei der Patricia Seybold's Office Computing Group,

einer in Boston ansaessigen Unternehmensberatung. Ergaenzt

Liz Barnett, Vizepraesidentin bei dem in Westport, Connecticut, beheimateten Beratungsunternehmen New Science Associates Inc.: "Es heisst wieder einmal alle gegen Microsoft."

Waehrend IBM mit SOM und DSOM die von der Object Management Group (OMG) definierte Corba beziehungsweise deren Interface Definition Language (IDL) unterstuetzt, hat Microsoft - obschon OMG-Mitglied - bislang kein derartiges Commitment ausgesprochen. Im Gegenteil: Der Softwaregigant will mit Object Linking and Embedding (OLE) offenbar einen Alleingang unternehmen.

Nach Ansicht von Experten weist OLE jedoch zwei Handicaps auf: Zum einen ist die Microsoft-Technik auch in der gerade freigegebenen Version 2.0 bislang nur unter Windows einsetzbar. Zum anderen bietet OLE - anders als die Rahmentechnologie Corba - lediglich Linking-Services. Die Marktbeobachter sehen in OLE denn auch nur eine Uebergangsloesung fuer die angekuendigte Betriebssystem- Umgebung "Cairo".

Dazu noch einmal der Analyst Rymer: "Die OMG hat zunaechst eine Infrastruktur definiert, Microsoft hingegen beginnt beim Desktop und errichtet die Infrastruktur nebenher." Allerdings raeumt Rymer ein, dass die fortschrittlichere Technologie kein Garant fuer den Markterfolg sei. Vielmehr braeuchten die Anwender einen konkreten Grund, um in die OMG-Richtung zu marschieren, anstatt auf Microsoft zu warten.