Gegen billige Internet-PCs von Oracle und IBM Intercast-Gruppe will Fernsehen plus Videotext zum PC bringen

08.12.1995

MUENCHEN (CW) - Intel hat zusammen mit Telefongesellschaften, Fernsehanstalten und Softwareherstellern "Intercast" gegruendet. Das Konsortium will den PC zum Fernseher machen, wobei parallel zu den Bildern Hintergrundinformationen abgerufen werden koennen. Uebertragen werden die Zusatzdaten neben dem normalen Fernsehsignal aehnlich dem heutigen Videotext-System.

Intercast soll nach dem Willen seiner Gruender bereits ab Sommer 1996 in den USA auf Sendung gehen, nach ersten Berichten wollen die amerikanischen PC-Hersteller Packard Bell und Gateway 2000 PCs mit der noetigen Hardware auf den Markt bringen. Ein neuer Rechner ist nicht unbedingt noetig, das Empfangsteil soll auf einer PCI- Einsteckkarte fuer 150 Dollar (umgerechet etwa 230 Mark) untergebracht werden koennen. Die erste Version der Karte wird auf die amerikanische Fernsehnorm NTSC abgestimmt sein, fuer das europaeische PAL-Signal soll die Hardware Ende 1996 verfuegbar sein.

Die Hintergrundinformationen werden in der Sprache des Internet (Hyper Text Markup Language = HTML) verschluesselt. Zum Zuschauer gelangen die Daten in den freien Zeilen des Fernsehsignals, jene schwarzen horizontalen Balken, die normalerweise nur sichtbar sind, wenn der Fernseher schlecht eingestellt ist. An einen direkten Internet-Zugang ist dabei nicht gedacht: Der Zuschauer sieht nur die Informationen, die die Fernsehanstalt parallel zur Sendung ueber das Kabel schickt. Wer sich frei im Internet bewegen will, muss wie bisher via Modem oder ISDN-Anschluss Zugang zu einem Internet-Knoten suchen.

Neben Intel zaehlen heute zum Intercast-Konsortium America Online, Asymetrix, CNN Interactive, Gateway 2000, Packard Bell, NBC, Netscape, Viacom, Comcast Corp., En Technology, QVC Inc. und WGBH.

Marktbeobachter sehen die Intel-Initiative als Gegenbewegung zu den Plaenen von Oracle und IBM, billige Rechner auf den Markt zu bringen, die einen freien Zugang zum Internet erlauben. Das 500- Dollar-Geraet von Oracle beispielsweise kaeme ohne eine leistungsstarke und teure CPU wie Intels Pentium-Chip und ohne ein Multitasking-Betriebssystem wie Windows 95 aus.