Aktuelle Jobtrends im IT-Markt

Gefragte Jobbewerber: Linux-Experten mit hohem Qualifikationsprofil

06.10.2015
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Der deutsche IT-Arbeitsmarkt ist seit längerem durch eine große Nachfrage und eine begrenzte Zahl von Jobangeboten geprägt. Besonders begehrt sind Experten mit Linux- und Opensource-Kenntnissen. Worauf kommt es an, damit sie erfolgreich sind?

Die Konjunkturentwicklung in Deutschland bleibt auf dem Wachstumspfad. So erwarten die Forscher des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) dieses Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 2,0 Prozent. Davon profitiert auch der Arbeitsmarkt, der weiterhin einen positiven Entwicklungstrend aufweist. Den IMK-Analysten zufolge wird die Erwerbstätigkeit hierzulande 2015 um 0,6 Prozent beziehungsweise rund 240.000 Menschen zunehmen.

IT-Fachkräfte mit Linux-Kenntnissen sind gefragt.
IT-Fachkräfte mit Linux-Kenntnissen sind gefragt.
Foto: Grasko-shutterstock.com

Was den Markt für IT-Fachkräfte betrifft, so ist hier für weite Bereiche ein Arbeitskräftemangel zu beklagen. "Punktuelle Engpässe zeigen sich bei Informatikern und Softwareentwicklern, deren Kenntnisse einem mindestens vierja?hrigen Informatikstudium vergleichbar sind," schreibt die Bundesagentur für Arbeit in ihrem aktuellen Arbeitsmarktbericht für IT-Fachleute in Deutschland. Und im Rückblick auf das Jahr 2014 wurden der Arbeitsagentur zufolge "deutlich mehr IT-Kräfte gesucht als in den Jahren 2007 bis 2014". Ein größerer Teil der Unternehmen, die neue Positionen zu besetzen hatten, wandten sich an hochqualifizierte Bewerber, die ein Anforderungsprofil erfüllten, das "überlicherweise durch eine Weiterbildung oder eine dreijährige Hochschulausbildung erworben wird".

Qualifizierte IT-Arbeitskräfte sind entsprechend begehrt und Unternehmen wollen dieses Jahr verstärkt in die fachliche Qualifikation ihrer Mitarbeiter investieren. Die Neueinstellungen sollen 2015 um 31 Prozent steigen (2014: 21 Prozent). Außerdem legen Unternehmen zunehmend Wert auf die Weiterbildung der Belegschaft. Der Trend weist nach oben: 2014 nahmen 92 Prozent der IT-Mitarbeiter an Trainings teil. 56 Prozent der deutschen Manager gehen davon aus, dass IT-Zertifizierungen in den nächsten zwei Jahren eine größere Rolle spielen werden. 61 Prozent von ihnen halten es für wichtig, dass das in der Weiterbildung erworbene Fachwissen durch einen herstellerneutralen Abschlusstest bestätigt wird.

Die Arbeitsplatzverbesserung steht in Verbindung mit Zertifizierungen an erster Stelle.
Die Arbeitsplatzverbesserung steht in Verbindung mit Zertifizierungen an erster Stelle.
Foto: CompTIA Properties

Das trifft insbesondere auf Spezialisten im Linux- und Open Source-Umfeld zu. Denn dieses Segment im Softwaremarkt wächst weiter kräftig, wenn auch das offene Betriebssystem längst nicht mehr so stark im Blickfeld der Öffentlichkeit ist wie noch zu Beginn der letzten Dekade. So hat die jährlich in den USA erhobene Umfrage "Future of Open-Source Survey" ergeben, dass der Einsatz von Open Source-Software in Unternehmen deutlich zugenommen hat. Demnach soll bei 78 Prozent der Unternehmen der gesamte IT-Betrieb oder Teile davon auf Open-Source-Software aufsetzen. Gegenüber dem Jahr 2010 entspricht das fast einer Verdopppelung. Damals waren es noch 42 Prozent.

Auch wenn sich diese Studie nur auf die USA bezieht und sie nicht repräsentativ ist, gibt sie doch eine Tendenz wieder, die auch für Deutschland gilt. Die wachstumsstärksten Bereiche in den nächsten Jahren sind den Befragten zufolge Cloud Computing (39 Prozent) Big Data (35 Prozent), Betriebssysteme (33 Prozent) und das Internet der Dinge (31 Prozent).

Vergleichbare aktuelle Zahlen für Deutschland gibt es derzeit nicht, aber für die Schweiz. Die im April dieses Jahres veröffentlichte Schweizer-Open-Source-Studie zeigt auf, dass die Open-Source-Nutzung bei Cloud Computing, Security-Technologien und Linux-Servern um ein Drittel gegenüber 2012, dem Jahr der letzten Erhebung gestiegen ist.

Auf der Pirsch nach qualifizierten Open Source-Spezialisten

Seit vier Jahren befragen das US-Unternehmen Dice und die Linux Foundation Personalmanager und Jobsuchende nach der jeweils aktuellen Situation. Der "2015 Linux Jobs Report" analysiert die Antworten von über 1.000 Personalern von Unternehmen jeder Größe, von Behörden und Arbeitsvermittlern sowie von über 3.400 Linux-Professionals weltweit.

Drei Hauptergebnisse fallen besonders auf. So wollen nahezu alle Personalverantwortlichen in den nächsten sechs Monaten IT-Fachkräfte mit Linux-Spezialisierung einstellen. Mit ständig neuen, Linux-basierten Systemen, Projekten und Produkten in den Unternehmen, steht das Gewinnen passender Talente, die hier fachlich unterstützen können, ganz oben auf der Tagesordnung.
79 Prozent der Personalchefs berichten, dass sie Arbeitssuchenden mit Linux-Spezialisierung gegenüber solchen mit anderen Qualifikationsschwerpunkten in den nächsten sechs Monaten den Vorzug geben werden.

So kann eine Karriereleiter mit entsprechenden Zertifizierungen aussehen.
So kann eine Karriereleiter mit entsprechenden Zertifizierungen aussehen.
Foto: CompTIA Properties

Das Aufkommen von offenen Cloud-Plattformen verstärkt die Nachfrage nach IT-Fachkräften mit Linux-Know-how und der richtigen/passenden Erfahrung. 42 Prozent der Personalmanager denken demnach, dass Erfahrung in OpenStack- und CloudStack-Technologien einen großen Einfluss auf die Einstellung potenzieller Kandidaten haben werden. Immerhin noch 23 Prozent sind der Meinung, dass Security-Kenntnisse gefragt sind; 19 Prozent sehen das bei Skills für Software-definierte Netzwerke (SDN) so. Besonders gute Chancen bei der Jobsuche haben danach drittens Fachkräfte mit Linux-Zertifizierungen. 44 Prozent der befragten Personalverantwortlichen halten für wahrscheinlicher, dass sie einen Bewerber mit Linux-Zertifizierung einstellen werden; 54 Prozent erwarten von ihren Bewerbern um die Position als Systemadministrator ein erfolgreich absolviertes Linux-Training.

Mehr noch: die Linux-Professionals mit den meisten Jobangeboten und besten Beschäftigungsanreizen sind diejenigien, die schnell ihre Fähigkeiten und Kenntnisse unter Beweis stellen können. Der Studie zufolge sind wichtige Belege dafür formales Training und Zertifikate. 44 Prozent der Personalchefs würden eher einen Bewerber mit einem Linux-Zertifikat einstellen. 66 Prozent der Personaler streben danach, die Stelle des Systemadministrators mit einer Linux-Fachkraft zu besetzen, die Erfahrung in Support von Linux-Betriebssystemen hat. Eine willkommene Unterstützung sind dabei Linux-Zertifizierungen.

Während die meisten Linux-Pros ihr Qualifikationsniveau auf einem hohen Level mit freien Angeboten wie Online-Kursen halten (92 Prozent), setzen viele auf professionelles Networking, um von Kollegen zu lernen (45 Prozent). Wieder andere besuchen Konferenzen und Veranstaltungen (43 Prozent) oder nutzen formale Linux-Trainingsangebote (28 Prozent).

Linux-Kenntnisse rangieren bei den in Stellenanzeigen geforderten Spezialkenntnissen an dritter Stelle.
Linux-Kenntnisse rangieren bei den in Stellenanzeigen geforderten Spezialkenntnissen an dritter Stelle.
Foto: CompTIA Properties

In diesem Jahr, in dem mehr Arbeitgeber hochqualifizierte IT-Fachkräfte suchen, gehören Linux-Zertifikate zu einem zunehmend wichtigen Bestandteil eines überzeugenden Bewerberprofils. Das bestätigt auch Klaus Behrla, Vice-President, Business Development Europe, Linux Professional Institute: "Linux- und Open-Source-Technologien kommen in Unternehmen und Behörden immer häufiger zum Einsatz. Daher wundert es nicht, dass Experten mit dem nötigen Know-How in diesen Bereichen besonders stark nachgefragt werden. Auch wir beim LPI beobachten in den letzten Jahren eine wachsende Zahl an Firmen, die qualifizierte neue Mitarbeiter mit nachweisbarem Know-how im Bereich Linux und Open Source Software suchen. Das LPI möchte dabei helfen, professionelles und aktuelles Wissen zu diesen Technologien weltweit zu sichern, auszubauen und zu etablieren."

Positiv für die zukünftigen oder bereits in einem Unternehmen tätigen Linux-Fachkräfte ist schließlich das Befragungsergebnis, nach dem 38 Prozent der Arbeitgeber ihren Angestellten die Linux-Zertifizierungen als besonderen Anreiz bezahlen wollen. Das soll die begehrten Arbeitskräfte motivieren, nicht nur ihr Qualitifkationsprofil zu verbessern, sondern auch, dem Untenehmen treu zu bleiben.

Rosige Zeiten für qualifizierte und zertifizierte Linux-Fachkräfte

Alles in allem sind sieht der Arbeitsmarkt für IT-Fachkräfte mit besonderen Linux-Fähigkeiten und Kenntnissen derzeit mehr als rosig aus. Hochqualifizierte Spezialisten sind gefragt, ihr Jobprofil ist begehrt und sie können mit einer guten Bezahlung rechnen. Der Schlüssel zum Erfolg sind anerkannte Zertifikate, die den hohen Stand der Bewerber hinischtlich fachlicher Qualifikation und Erfahrung bestätigen. (bw)