Mobile Computing

Gefragt sind Varianten und Vielseitigkeit

20.08.1999
War bis vor einiger Zeit das klassische 4-Kilo-Notebook noch die einzige mobile Rechner-Möglichkeit, so glänzt der Markt heute in schillernder Vielfalt. Die Prognosen sehen rosig aus. Andrea Heerdt* hat sich im wachsenden Markt der Mobilen in dessen unterschiedlichen Segmenten umgesehen.

Die wachsende Mobilität im Zeitalter von Globalisierung und Internet lassen die Nachfrage nach tragbaren Computern steigen. Für immer breitere Kundenkreise stellen Notebooks eine attraktive Alternative zum herkömmlichen Desktop-PC dar. Eine neue Studie der internationalen Unternehmensberatung Frost & Sullivan erwartet für den europäischen Notebook-Markt ein Umsatzwachstum von 6,98 Milliarden US-Dollar (1998) auf mehr als 12 Milliarden US-Dollar im Jahr 2005. Hauptwachstumsfaktoren sind neben der zunehmenden Mobilität der Abnehmer leistungsfähigere Kommunikationssysteme, verstärkte Integration der technischen Funktionen sowie generell mehr Leistung für weniger Geld. Denn während die Preise im Computermarkt nachgeben, holen die Notebooks im Vergleich zu Desktop-PCs bei der Leistung mächtig auf. Da die Verzögerungen der Einführung von Windows NT 5.0 den Absatz von Hochleistungs-Notebooks derzeit bremsen, sind Mittelklassegeräte im sogenannten "Value-Segment" besonders gefragt, zumal immer mehr Funktionen, die bisher Spitzengeräten vorbehalten waren, jetzt auch in der Mittelklasse erhältlich sind. Value-Notebooks haben sich inzwischen den größten Marktanteil erobern können.

Für die nächsten Jahre erwartet die Studie neue Wachstumsimpulse aus dem Sektor der extraleichten Notebooks und der Value-Notebooks. Nach der Einführung von Windows NT 5.0 dürften Hochleistungs- und Multimedia-Notebooks mit Pentium-III-Prozessoren dann den Desktop-PCs noch mehr Terrain abnehmen. Auch für die Hersteller sind Notebooks interessanter als PCs, da infolge des extremen Preiskampfs im PC-Geschäft die Margen so geschrumpft sind, daß der Notebook-Markt lukrativer erscheint. Um dem Preisdruck standhalten zu können, müssen die Notebook-Hersteller kontinuierlich die Kosten senken oder überzeugenden Mehrwert anbieten. Die Konkurrenz wird zusätzlich erschwert durch neue Anbieter aus dem asiatischen Raum, die wegen der Asienkrise und den daher stagnierenden oder rückläufigen Umsätzen auf ihren Heimatmärkten nun Europa ins Visier genommen haben.

Preiskampf und technischer Fortschritt lassen im Gegenzug die Nachfrage ständig steigen. Der Siegeszug des Internet-Handels bietet zusätzlich neue und attraktive Absatzmöglichkeiten. Der direkte Vertrieb über Internet oder Telefon eröffnet erhebliche Vorteile für Hersteller und Kunden. Führend ist auf diesem Terrain der amerikanische Hersteller Dell, der seinen Marktanteil in Europa Jahr für Jahr deutlich ausweitet.

Der Markt wird nach wie vor von den großen Marken beherrscht. Den wichtigsten Marktteilnehmern ist es gelungen, sich mit zuverlässigen Produkten, einer breiten Produktpalette sowie gutem Service und Support anerkannte Markennamen aufzubauen. Viele große internationale Computerhersteller offerieren die gesamte Produktpalette von PCs, Servern, Workstations und Netzwerkausrüstungen, um Großunternehmen bedarfsgerecht zufriedenstellen zu können.

Kleinere Anbieter haben sich dagegen meist in Marktnischen positioniert und liefern besonders robuste Produkte oder Hochleistungsgeräte. Daneben gibt es einige lokale Anbieter, die Komponenten günstig einkaufen und außerdem guten Service und Support vor Ort anbieten.

Ein Hauptthema bei Notebooks bleibt die Batterietechnik, die immer noch verbesserungswürdig ist. Zwar wird die Lebensdauer der Batterien durch neue Technologien und Powermanagement-Systeme verlängert - größere Bildschirme und leistungsfähigere Prozessoren fressen die Energieeinsparungen aber meist schnell wieder auf. Im Internet-Zeitalter gehören integrierte Modems zur unverzichtbaren Grundausrüstung, drahtlose Technik ist dabei stark im Kommen.

Toshiba verbucht in Deutschland und in Europa den größten Marktanteil bei Notebooks. Schon im dritten Quartal 1998 attestiert eine Dataquest-Studie Toshiba die meisten Notebook-Verkäufe in Deutschland. Der Marktanteil lag bei 18,8 Prozent, was einer Verkaufszahl von 37 980 Notebooks entspricht. Im ersten Quartal ''99 steigerte Toshiba dann nochmals seinen Umsatz: rund 22 Prozent der 232000 in Deutschland verkauften Notebooks trugen das Toshiba-Logo. Mit weitem Abstand folgen die Konkurrenten: Compaq konnte für sich 10,1 Prozent Marktanteil buchen und behauptet den zweiten Platz. Es folgen IBM (9,3 Prozent), Siemens (7,3 Prozent), Acer (6,6 Prozent) und Dell (5,4 Prozent).

Bemerkenswert ist die Entwicklung im Low-end- und Midrange-Bereich. Vorwiegend Endkunden stürzen sich mehr und mehr auf No-name-Produkte, weil sie annähernd zu gleichen Preisen wie ein PC zu haben sind. 21,7 Prozent aller im ersten Quartal in Deutschland verkauften Notebooks entfielen deshalb auf diverse "Kleinmarken". Tendenz steigend!

Auch europaweit ist Toshiba im Verkauf seiner mobilen PCs führend. Mit 25 Prozent liegt der Marktriese souverän an der Spitze. Aber auch der Zweitplazierte in Deutschland, Compaq, darf sich mit 14 Prozent noch ein großes Stück vom gesamteuropäischen Kuchen abschneiden. Der dritte Platz mit 10,5 Prozent entfällt auf die Notebook-Modelle von Siemens. Der Notebook-Markt an sich ist mit 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr stark gewachsen. Als Hauptgrund führen die Marktforscher die Expansion im Retail-Markt an.

AMD hatte bei den für den mobilen Einsatz optimierten Prozessoren kurzzeitig die Nase vorn. Während Intels "Mobile Pentium II" bislang mit maximal 366 MHz arbeitet, schafft der neue Mobile-AMD-K6-2-Prozessor mit 3DNow!-Technologie bis zu 380 MHz. Er ist auch in Varianten mit 366 und 350 MHz erhältlich und verfügt über einen bis zu 1024 KB großen Second- Level-Cache.

Nun hat Intel seinen seit langem angekündigten mobilen Pentium-II-Prozessor mit 400 MHz und den mobilen Celeron mit 400 MHz vorgestellt und hat damit wieder einen Vorsprung im Rennen um mobile Rechenpower. Beide Modelle sind in den verschiedensten Gehäusen und sowohl in der 0,25- als auch in der brandneuen 0,18-Mikrometer-Prozeßtechnologie verfügbar. Die Pentium-II-Prozessoren besitzen 256 KB Cache, während der mobile Celeron mit 128 KB auskommen muß. Dafür wird er auch nur ein Drittel kosten. Zeitweise tauchten bereits erste mobile No-name-Notebooks am Markt auf, die mit einem 400-MHz-Prozessor für Desktop-Modelle bestückt waren. Da diese Geräte allerdings zu viel Strom verbrauchen und durch kritisch hohe Wärmeentwicklung die Lebensdauer des Geräts verkürzen, rät Intel vom Kauf ab.

Dell mit den neuen 400-MHz-Prozessoren

Der erste Intel-Kunde, der die neuen mobilen 400-MHz-Prozessoren in seine Inspiration- und Latitude-Serie einbaut, ist Dell. Der Inspiration wird sowohl mit Pentium II als auch mit Celeron-Chips erhältlich sein. In der Latitude-Serie kommen nur die Mobil-Pentium-II-Versionen mit 400 MHz zum Einsatz (Cpi R400GT, Cpi A400XT). Ersteres kommt mit 14-Zoll-Display, 64 MB RAM, 6,4-GB-Platte und 24fach-CD-ROM-Laufwerk und kann auf 512 MByte RAM aufgerüstet werden. Dabei bleibt der Preis gemessen an der Ausstattung und dem professionellen Einsatzbereich des Rechners moderat. Immerhin gehört auch eine Grafik mit 4-MB- Video-RAM zur Standardausrüstung.

Mit dem Satellite 2540 CDT präsentiert Marktführer Toshiba nun das zweite Modell der 25xx-Serie, das einen AMD-Prozessor nutzt. Damit setzt Toshiba eindeutige Signale und gilt als Beispiel für den generellen Trend der Hersteller, weg von den "Möchtegern-Monopolisten". Der Satellite 2540 CDT richtet sich vor allem an private Endanwender und SOHO-Nutzer. Er verfügt im Gegensatz zu seinem Vorgänger über eine schnellere Version der K6-2-CPU mit standardmäßig 333 MHz. Ausgestattet mit 4-GB- Festplatte, 64 MByte RAM, 24fach CD-ROM-Laufwerk, 12,1-Zoll-TFT-Display und integriertem 56K-Modem ist das Gerät in vieler Hinsicht mit einem Modell gehobener Klasse vergleichbar. Der Preis liegt mit 3899 Mark jedoch an der Grenze zwischen Low-end- und Midrange-Bereich.

Die Toughbook-Familie bekommt Zuwachs: Mit dem Toughbook 47 stellt Panasonic ein weiteres robustes Notebook vor. Es ist wie das bereits auf dem Markt befindliche Toughbook 45 als All-in-one-Lösung mit Disketten- und CD-ROM-Laufwerk konzipiert und verfügt über ein integriertes Modem. Einen Blick in die Zukunft erlaubt Panasonic mit der Präsentation eines ultraportablen Toughbooks, dessen Grundfläche nicht größer ist als ein DIN-A5-Blatt.

Ein Miniformat, aber deutlich preiswerter ist das neue 1,6 Kilogramm leichte Amadeus XS vom gleichnamigen Hersteller. Trotz geringer Abmessungen ist das Gerät ein vollwertiges Notebook mit Pentium 266 MHz Prozessor. Das 10,4-Zoll-TFT-Display mit der außergewöhnlichen Auflösung von 1024 x 600 Bildpunkten stellt im Seitenverhältnis 16:9 dar. Zur Ausstattung zählen eine 6,4-GB-Festplatte, ein externes CD-ROM- und ein externes Diskettenlaufwerk, eine Ethernet-Karte samt 56K-Modem und ein Softwarepaket. Das Amadeus XS kostet 3990 Mark und richtet sich an User mit gehobenen Kommunikationsansprüchen.

Preisknüller für 2999 Mark

Auch Fujitsu huldigt nach wie vor dem Trend nach extrem kleinen, leichten und flachen Note- books, liegt aber preislich in akzeptablen Regionen. Sein Modell Lifebook B110 Biblo verfügt über eine extrem lange Laufzeit von drei Stunden und zehn Minuten (getestet, ohne Stromsparfunk- tion). Allerdings sind die Tasten etwas klein geraten und erfordern einiges an Übung. Dafür wiegt das Gerät gerade mal 1,1 Kilogramm und ist mit 23,0 x 17,0 x 2,9 Zentimeter (B x T x H) sehr kompakt. Dafür müssen Floppylaufwerk und optionales CD-ROM-Drive (559 Mark) extern angeschlossen und mitgeschleppt werden.

Im Innern werkelt ein Intel Mobile Pentium MMX/233 (Tillamook), der über 512 KByte Second-Level-Cache verfügt. Standard sind ferner 64 MByte, 2 MByte Grafik und ein 8,4-Zoll kleines TFT-Display, das eine Darstellung bis zu 800 x 600 Bildpunkten bei maximal 256 000 Farben erlaubt. Die geringe Größe sollte nicht täuschen, denn die Darstellung auf dem Display ist erstaunlich detailgetreu mit großer Schärfe und Brillanz.

Aber nicht nur am Markt für Note- und Subnotebooks ist technologisch einiges in Bewegung. Auch die Hersteller von Handhelds und PDAs kämpfen mit immer neuen Produkten verbissen um Marktanteile.

Casio bringt mit dem E-15G einen neuen Windows-CE-Taschen-PC auf den Markt, der auf den Low-end-Markt für Kleinverdiener, Schüler und Studenten zielt. Er bietet ein 16-Graustufen-Display, einen 69-MHz-Prozessor und 16 MByte RAM. Sein Einschub-Slot bietet Platz für Compact-Flash-Karten (Typ I/II). Auf den Markt sollte der E-15G im Juli kommen und dann 849 Mark kosten - inklusive Dockingstation, Netzadapter und wiederaufladbaren NiMH-Akkus. Mit Erscheinen des E-15G wird gleichzeitig der empfohlene Verkaufspreis des kleinen Bruders E-10G auf 599 Mark sinken.

Noch eine Preisstufe günstiger sind Casios Pocket Viewer PV-100 und PV-200. Die PDAs kommen mit drucksensitivem Display und werden mit einem Stift bedient. Die Bedienung ist kinderleicht und einfach zu durchschauen. Alle gespeicherten Anwendungen können untereinander Daten austauschen. Zu den bereits gespeicherten Anwendungen gehören Telefonregister, Zeitplaner, Terminverwaltung mit Tages-, Wochen oder Monatsübersicht, To-do-Listen und Reminder, Memo-Funktion, Aufgaben-Manager und zwei Spiele. Der PV-200 ist mit 2 MB, der PV-100 nur mit 1 MB-Arbeitsspeicher ausgestattet. Ersterer kostet 350 Mark, der kleine Bruder ist 50 Mark preiswerter.

Philips hat seine Nino-Reihe um zwei neue Modelle erweitert, die beide mit Windows CE arbeiten. Der Nino 500 (999 Mark) richtet sich als komfortabler Handheld-PC an professionelle Anwender und Technik-Enthusiasten. Er bietet ein Farbdisplay mit 256 Farben, 16 MByte Speicherkapazität und eine verbesserte Handschriftenerkennung, die sogar Schreibschrift verarbeitet. Das Gewicht von 250 Gramm ist für einen Handheld recht gering und auch die kompakte Masse von 135 x 85 x 22 mm erlaubt es, das Gerät überallhin mitzunehmen. Eigens für Einsteiger wurde der kleinere Nino 200 (699 Mark) entwickelt. Er ist baugleich mit dem Vorgänger Nino 300 und präsentiert sich in Blaumetallic.

Compaq stellt farbigen Taschen-PC vor

Mit einem Farbdisplay und langen Akkuzeiten soll nach dem Willen Compaqs der neue Aero 2120 den Markt der PDAs erobern. Der Aero ist vor allem für Anwender geeignet, die unterwegs eine Vielzahl von Aufgaben, Terminen und Kontakten verwalten müssen und jederzeit Zugriff auf ihre E-Mails benötigen. Das Betriebssystem Windows CE unterstützt dabei die Synchronisierung von Daten mit dem Desktop-PC oder mit Netzwerken. Die Eingabe erfolgt per Stift beziehungsweise direkt mit dem Finger.

*Andreaa Heerdt ist freie Journalistin in Monsheim.