Facebook und der Datenschutz

"Gefällt mir" - Button birgt Risiken

29.11.2011
Von Marcus Kirsch

Was die Unternehmen heute tun

COMPUTERWOCHE-Kommentar

Wer lange fragt, verpasst den Zug

Wann diese blauen Balken mit dem erhobenen Daumen zum ersten Mal auftauchten, daran erinnere ich mich nicht. Irgendwann sprangen sie mir ins Auge: "Gefällt mir" - Was soll das?

Von da an sah ich sie quasi überall - gern in enger Nachbarschaft zu einem Brief-Symbol, hinter dem sich ein E-Mail-Fenster verbirgt, und dem Twitter-Vögelchen. Langsam dämmerte mir, dass auch dies hier ein Klick-Button war, der meinen Mausfinger verführen wollte. Aber ich blieb standhaft, auch wenn ich neugierig war. Mit übereilten Klicks hatte ich schon schlechte Erfahrungen gemacht.

Die viele zitierten Digital Natives machen sich zu diesem Thema offenbar weniger Gedanken zu. Sie klicken oft und gern. Und so bekomme ich auf Facebook immer mal wieder mitgeteilt, dass einer oder eine von meinen "Friends" eine bestimmte Fahrzeugmarke oder ein Mode-Label mag.

Was treibt uns dazu, einen solchen Button anzuklicken, ohne wirklich zu wissen, was wir damit auslösen? Ist es Neugier? Na ja, spätestens beim zweiten Mal wissen wir, was an der Oberfläche passiert. Und das andere behält Facebook sowieso für sich. Wahrscheinlich ist es eher das, was die Sozialpsychologin Nicole Krämer "Need to Belong" nennt, also das Bedürfnis, zu einer Gruppe von Menschen zu gehören.

Vor diesem Hintergrund ist der Facebook-Button wohl ein begnadetes Marketing-Instrument. Er erzeugt nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch ein Zusammengehörigkeitsgefühl. Dass er möglicherweise Bestimmungen des Teleme­diengesetzes, des Datenschutzes und des Wettbewerbsrechts verletzt, ist angesichts dieser Vorteile für viele Unternehmen von untergeordneter Bedeutung. Ob sie ein eventuelles Bußgeld gegen den Wert qualifizierter Werbekontakte aufrechnen? Vermutlich nicht einmal das! Sie haben einfach gelernt, dass wer lange fragt, Gelegenheiten verpasst.

Karin Quack