Nach Teamwork die zweite "Notes-Emission"

Gedys AG setzt im Neuen Markt ganz auf Produkte um Lotus-Notes

17.09.1999
Von Dorothea Wendeln-Münchow* Mit der Braunschweiger Gedys Internet Products AG geht in Kürze ein weiteres Softwarehaus an den Frankfurter Neuen Markt, das von Lösungen rund um die Groupware Lotus Notes lebt. Zuvor hatte bereits die Paderborner Teamwork AG, ebenfalls auf Notes-Produkte spezialisiert, ihr Debüt an der deutschen High-Tech-Börse gegeben.

Ralf Geishauser, Vorstandssprecher der Gedys AG, braucht Geld für seine Wachstumspläne. Vom Börsengang verspricht er sich Einnahmen, um die begonnene europaweite Expansion durch strategische Akquisitionen fortzusetzen. Nach einem Umsatz von 7,8 Millionen Mark 1997 konnte Gedys sich im vergangenen Jahr auf 12,5 Millionen Mark steigern. Für 1999 liegen die Erwartungen zwischen 17 und 18 Millionen Mark.

Geishauser sieht sich in seinen Plänen von den Prognosen der Marktforscher bestätigt: So sollen die von Gedys bedienten Märkte in den nächsten Jahren ein Wachstum von bis zu 70 Prozent per annum bringen. Schon heute setzen weltweit 34 Millionen Anwender auf die Groupware-Produkte der IBM-Tochter Lotus. Bereits im nächsten Jahr soll diese Zahl auf 66 Millionen steigen, bis 2003 wird es nach Prognosen der Marktforscher von IDC weltweit 100 Millionen Lotus-Nutzer geben.

Ihre europaweite Expansion wollen die Niedersachsen mit einem "breiten Spektrum an Standardsoftware auf der Basis von Lotus Notes" erreichen. Darin unterscheidet sich Gedys nach Aussagen des Vorstandsvorsitzenden vom Wettbewerber Teamwork, der stärker auf das Geschäft mit individuellen Lösungen setze.

Geishauser dagegen möchte "Produkte in der Box" verkaufen. Vom Erfolg dieser Strategie ist er überzeugt: "Beim Erwachsenwerden von Märkten hat sich sowohl in der Hardware- als auch in der Softwarebranche immer wieder gezeigt, daß die Anbieter von Standardprodukten langfristig und international den größten Erfolg haben."

Die zunehmende Konkurrenz aus dem Microsoft-Lager läßt den ehemaligen Studenten der TU Braunschweig kalt: "Microsoft profitiert heute noch von der Unkenntnis vieler Nutzer, die nicht wissen, daß die nächste Generation von Groupware-Anwendungen schon verfügbar ist." Mit dem Softwaregiganten aus Redmond hat der Norddeutsche seine ganz persönlichen Erfahrungen. Kurz nachdem er sein Unternehmen gegründet hatte, schlug er das Angebot aus, für Microsoft im Bereich OS/2 zu entwickeln. Entscheidend dabei sei ein persönliches Zusammentreffen mit dem Unternehmensgründer Bill Gates gewesen, der auf den Gedys-Gründer damals alles andere als überzeugend gewirkt habe.

Für die Abkehr von Microsoft hat der Unternehmenssprecher aber vor allem technische Gründe parat. "Microsoft bietet kaum mehr als eine Plattform für den Austausch von E-Mails", spöttelt der gelernte Diplominformatiker. Lotus hingegen liefere eine echte Plattform mit einer Programmiersprache, die eine Vielfalt von Anwendungen für unternehmenskritische Aufgaben ermögliche.

Indirekter Vertrieb ist noch im Aufbau

Die notwendigen Serviceleistungen will Gedys seinen Kunden über ein indirektes Vertriebsnetz erbringen, das sich derzeit im Aufbau befindet. Geschulte und zertifizierte Partner sollen nicht nur in Deutschland für lokale Präsenz sorgen. Mit der Gründung von Gedys Österrreich am Standort Wien hat der Braunschweiger Anbieter einen ersten Schritt in Richtung europaweite Expansion gemacht. Weitere Niederlassungen in anderen europäischen Metropolen sollen folgen.

"Die nächsten 15 bis 18 Monate sind für den Aufbau des Europageschäfts vorgesehen", erläutert Geishauser und ergänzt erstaunlich selbstbewußt: "Danach sprechen wir dann von einem Wachstum, das sich im Weltmaßstab abspielen kann..

Neuer Markt

Zugangsvoraussetzungen:

- Emissionswert mindestens fünf Millionen Mark;- Streubesitz mindestens 20 Prozent (empfohlen werden 25 Prozent);- ausschließlich Stammaktien (also mit Stimmrecht) werden ausgegeben;- Verpflichtung von zwei sogenannten Designated Sponsors für den Handel: Sie sorgen für ausreichende Liquidität und betreuen die Emittenten auch nach dem Börsengang in Fragen rund um Investor Relations, Publizität und Vertrieb;- Emissionsprospekt nach internationalem Standard;- Veräußerungsverbot für Altaktionäre mindestens sechs Monate nach dem Going Public;- Akzeptanz des Übernahmekodex;- Publikation in Deutsch und Englisch;- Emission möglichst zu mehr als 50 Prozent aus Kapitalerhöhung.

Folgepflichten für Unternehmen am Neuen Markt:

- Quartalsberichte spätestens zwei Monate nach Ende des Geschäftsquartals;- Jahresabschluß nach internationalem Standard;- Offenlegung des Anteilsbesitzes von Aufsichtsrat und Vorstand.

*Dorothea Wendeln-Münchow ist freie Journalistin in Hannover.