Gedas hilft Fraport beim Outsourcing

22.03.2005
Aus Kostengründen bringt der Betreiber des Frankfurter Flughafens seine IT in ein Joint Venture ein.

Wir standen vor der Herausforderung, das hohe Qualitätsniveau der IT zu halten und gleichzeitig die Kosten dramatisch zu senken", begründete Fraport-CIO Roland Krieg die Entscheidung. Das Joint Venture mit dem Berliner IT-Dienstleister biete die nötigen Skaleneffekte, um die Aufwendungen mittelfristig um bis zu 20 Prozent zu drücken. Über die gesamte Vertragslaufzeit von zehn Jahren rechne er mit deutlich größeren Einsparungen.

Bereits vor eineinhalb Jahren fiel in der Frankfurter Firmenzentrale die Entscheidung, wesentliche Teile des IT-Betriebs auszugliedern. Dazu gehören sowohl das Rechenzentrum als auch die Netzinfrastruktur und der Benutzerservice. Nach einer EU-weiten Ausschreibung, zu der Fraport als halböffentlicher Betrieb verpflichtet ist, fiel die Wahl schließlich auf Gedas. Die IT-Tochter des Volkswagen-Konzerns setzte sich dabei gegen 14 Mitbewerber durch.

An dem geplanten Joint Venture Gedas Operational Services GmbH & Co. KG werden die Gründungspartner jeweils 50 Prozent halten. Die unternehmerische Führung liegt bei Gedas Deutschland.

Im Zuge eines Betriebsübergangs wechseln zunächst 120 IT-Experten des Flughafenbetreibers in die neue Gesellschaft, die Anfang Juli an den Start geht. Zum 1. Januar 2006 bringt Gedas dann 200 weitere Mitarbeiter aus seinem Geschäftsbereich Operational Services ein. Damit verbunden ist ein Servicevertrag mit einer Laufzeit von zehn Jahren und einem Volumen von rund 190 Millionen Euro. Laut Fraport-Finanzvorstand Stefan Schulte handelt es sich dabei um ein Mindestvolumen, das der Airport-Betreiber in Form von IT-Diensten abnimmt. Der tatsächliche Umfang könne deutlich darüber liegen.

Den Stellenwert der IT will das Management durch den Deal keineswegs geschmälert sehen. In der "Just-in-Time-Produktion" des Frankfurter Flughafens bilde IT einen Kernprozess, erklärt Finanzvorstand Schulte. Mit der IT-Auslagerung wolle man die Prozesse noch weiter verbessern und sich auf Kernkompetenzen konzentrieren. Der Betrieb eines Rechenzentrums gehöre nicht unbedingt dazu.

Entwicklung bleibt bei Fraport

CIO Krieg zieht eine klare Grenze zwischen intern und extern zu erfüllenden IT-Aufgaben: So verblieben Anwendungsentwicklung, Systemplanung und Projekt-Management auch künftig bei Fraport. Insbesondere hoch spezifische Kernanwendungen wie die Airport Operational Database oder Fluginformationssysteme werde man auf keinen Fall aus der Hand geben.

Die Größenvorteile beim IT-Betrieb will das Joint Venture nicht nur für den Kunden Fraport nutzen. Laut Jürgen Schulz, Geschäftsführer der Gedas Deutschland GmbH, wird der Dienstleister auch im Drittmarkt aktiv sein. Nach der Zusammenlegung der Unternehmensteile wolle man "das Geschäft massiv ausweiten". Insbesondere die Fertigungsindustrie und die Logistikbranche bildeten dabei einen Zielmarkt.

Für Gedas kommt der Großauftrag zum richtigen Zeitpunkt. Wegen des Sparprogramms der Volkswagen AG ging der Umsatz mit der Konzernmutter im Geschäftsjahr 2004 um 40 Millionen Euro zurück (siehe CW 9/05, Seite 14). Die Umsätze mit dem VW-Konzern, die derzeit 69 Prozent der Einnahmen ausmachen, dürften weiter schrumpfen.