Einigkeit bei den großen Telecom-Anbietern im britischen Königreich

GEC/Plessey: Gemeinsam gegen die Konkurrenz

16.10.1987

LONDON (CW) - Über die Gründung eines Joint-ventures haben sich die britischen Elektronikkonzerne Plessey Plc. und die General Electric Company (GEC) geeinigt. Die schon lange erwartete Zusammenarbeit der ehemaligen Rivalen soll beiden die Chance geben. im Geschäft mit der Telekommunikation gemeinsam gegen die ausländische Konkurrenz am Weltmarkt bestehen zu können.

Bestimmend im Welthandel mit der Telekommunikation ist derzeit die Alcatel, die mehr als 25 Prozent des Marktes beherrscht. Bereits im vergangenen Jahr hatten sich die französische Cie. Générale d'Électricité und die ITT zur Alcatel N.V. zusammengeschlossen, um mit der kanadischen Northern Telecom Ltd. und AT&T konkurrieren zu können. Diese beiden Anbieter halten im Telekommunikationsgeschäft 21 beziehungsweise 14 Prozent Marktanteil. Das Joint-venture zwischen GEC und Plessey bringt die beiden Unternehmen mit insgesamt drei Prozent am Weltmarkt jedoch nicht aus der Gruppe der Minderheit unter den Telekommunikationsanbietern heraus, zu der auch die japanische Fujitsu und die niederländische Philips gehören.

Der Zusammenschluß der beiden britischen Gesellschaften hat vor allem Konsequenzen für den Inlandsmarkt. Den Nutzen wird die Britsh Telekommunications Plc. haben, die sich schon seit langem für eine Kooperation ausgesprochen hatte. Die größte Telefongesellschaft im Vereinigten Königreich erhofft sich vom Ende der Auseinandersetzung zwischen GEC und Plessey eine zügigere Auslieferung des Systems X, das die beiden Unternehmen zwar gemeinsam entwickelt, aber bisher getrennt vermarktet haben.

Die Auseinandersetzungen zwischen den beiden Anbietern von Telekommunikationsanlagen hatten ihren Höhepunkt gefunden, als GEC im Dezember vergangenen Jahres Plessey ein Übernahmeangebot in Höhe von rund 1,2 Milliarden Pfund Sterling gemacht hatte. Plessey lehnte damals ab und versuchte seinerseits GEC die Rechte am gemeinsam entwickelten Vermittlungssystem X abzukaufen.

An der neu zu gründenden Gesellschaft werden GEC und Plessey zu jeweils 50 Prozent beteiligt sein. Die Zusammenarbeit von GEC und Plessey im Telekommunikationsgeschäft würde einen jährlichen Umsatz von etwa 1,2 Milliarden Pfund erbringen. Der Anteil des System X am Umsatz des Gemeinschaftsunternehmens soll etwa ein Drittel betragen.

Nicht einverstanden mit den bevorstehenden Änderungen ist offensichtlich der Managing Director von Plessey, James Blyth. Er bot dem Aufsichtsrat seinen Rücktritt an, da er in Zukunft andere Interessen wahrnehmen wolle. Ein Sprecher an Plessey betonte, die Trennung sei freundschaftlich und im gegenseitigen Einvernehmen erfolgt.