IT im Tourismus/Kommentar

Gebremste Reise- und IT-Lust

01.03.2002
Helga Biesel Redakteurin CW

Eine IT-Infrastruktur, die auf Knopfdruck alle Kundendaten ausspuckt, das ist in der Tourismusbranche das neue Erfolgsgeheimnis. Denn mehr als je kommt es auf zielgruppengenaue Angebote, einen flexiblen Angebotsmix und als Ergebnis dieser Bemühungen hohe Margen an. Kleine Spezialanbieter beherrschen dieses Einmaleins des Marketings anscheinend besser als Marktführer. Die gehen zu IT-Partnerschaften über, um die höhere Mathematik des Customer-Relationship-Managements nicht alleine umsetzen zu müssen (Seite 64).

Für die Reisekonzerne kommt es jetzt darauf an, aus den Reservierungssystemen solche Kundendaten zu gewinnen, die eine nachfrageorientierte Angebotssteuerung ermöglichen. Hier braucht es außer motivierten Mitarbeitern vor allem intelligente IT-Systeme. Gefragt sind Gesamtsysteme für veranstalterübergreifende Buchungs- und Ticketing-Verfahren (Seite 68).

Auch den Reisekunden werden über kurz oder lang, sei es im Flugzeug, auf der Fähre, im Kreuzfahrtschiff oder in der Bahn, intelligente IT-Systeme zur Verfügung stehen, in diesen Fällen allerdings mit vielfältigen und schnellen Kommunikations- oder Infotainment-Funktionen ausgestattet (Seite 70 und 71).

Beide Systemtypen können über gemeinsame Schnittstellen verfügen, so dass Kunden und Anbieter gleichermaßen, wenn auch aus unterschiedlichen Blickwinkeln, von der Systemintelligenz profitieren könnten.

Insgesamt befindet sich die Reisebranche in einem relativ frühen IT-Entwicklungsstadium; da läge es nahe, in Entwicklung zu investieren. Doch dämpft die gebremste Reiselust das Wachstum der erfolgsverwöhnten Anbieter der "schönsten Wochen des Jahres" erheblich.

Einstellungsstopps sind an der Tagesordnung. Die computergesteuerten Geschäftsprozesse bedürfen allerdings nach wie vor der Wartung und der Innovation; antizyklisches Verhalten wäre angesagt, siehe TUI (Seite 72).