Gebratene ISDN-Tauben

03.11.1989

Das große Tam-Tam um ISDN findet nicht statt, ISDN hingegen sehr wohl, wenigstens als "Abfallprodukt der Digitalisierung der Fernmelde-Infrastruktur", wie sie allenthalben im Gange ist, nicht nur hierzulande. Und wenn, wie jüngst auf der SYSTEMS in München geschehen, selbst der ISDN-Verantwortliche im neuen Bundesministerium für Post und Telekommunikation, Peter Kahl, von ISDN als einem "Abfallprodukt " spricht, dann darf sich der kleine und mittlere Anwender getrost zurücklehnen und warten, bis ihm die gebratenen ISDN-Tauben in den Mund fliegen, oder - besser - sich anderen Kommunikationsverfahen via PC zuwenden.

Vorerst sind es offenbar nur wenige Großanwender, die sich auf der Argumentationsschiene der Kosteneinsparung bei der Inhouse-Kommunikation dem Thema nähern. Dies mag innovativ sein, attraktive Anwendungen sind damit notwendigerweise nicht verbunden.

Das Problem der kritischen Masse von ISDN-Teilnehmern stellt sich für die" neue Post" anscheinend nicht mehr. Sie ist einstweilen mit dem zügigen Ausbau der ISDN-Infrastruktur zufriedene stellt peu a peu Anschlüsse zur Verfügung und macht mit den vier nach wie vor erklärungsbedürftigen Buchstaben ins Blaue hinein Imagewerbung.

Sollen doch die Hersteller von TK-Anlagen, sprich Siemens (IBM), Nixdorf etc., ferner die ISDN-Kartenbastler und nicht zuletzt die japanischen Fax-Marktmacher die Kohlen aus der spärlichen Glut holen.

Ist das wirklich die marktkonforme Strategie der Deutschen Telekom?